pte20200527035 Tourismus/Reisen, Umwelt/Energie

Corona ebnet Weg aus dem Massentourismus

Pandemie als Chance für mehr Verantwortung, aber auch für langfristige Tourismuserfolge


Klaus Kufeld (unten rechts) und Diskutanten (Foto: pressetext.com)
Klaus Kufeld (unten rechts) und Diskutanten (Foto: pressetext.com)

Villach (pte035/27.05.2020/19:00) "Das Coronavirus ist eine Chance, das Reisen neu zu definieren und in einen planetarischen Zusammenhang zu setzen. Gerade jetzt, wo die Tourismusbranche stillsteht, ist eine Abkehr vom unersättlichen Massentourismus und der Zerstörung der Umwelt möglich." Mit dieser Aussage hat Reisephilosoph Klaus Kufeld die Diskussion zum Tourismusforum der 6. Europäischen Toleranzgespräche http://fresach.org eröffnet, an denen zeitweise über 120 interessierte Touristiker live teilgenommen haben.

Reisen als Schulfach

"Der Mensch ist seit jeher mobil. Unsere ganze Entwicklung lief immer auf den Exodus hinaus. Nur durch die Bewegung können wir an uns selbst und an der Welt arbeiten", so der Bloch-Schüler und Gründer des Ernst Boch-Zentrums in Ludwigshafen. Jedoch drohe der übersteigerte Massentourismus der heutigen Zeit die menschliche Entwicklung zu ersticken. "Die Welt wird monoton. Zwar können immer mehr Menschen reisen, aber in der Globalisierung haben wir schon alles entdeckt und in der Digitalisierung alles im Griff." Kufeld sieht für kommende Generationen ein Umdenken als unerlässlich. Reisen als Schulfach wäre für den Philosophen ein wichtiger erster Schritt.

Autorin Henriette Schröder pflichtete Kufeld bei, sieht aber vor allem in der Digitalisierung einen Faktor für die Monotonisierung der Welt. "Dadurch gehen vielfach Neugier und Abenteuer verloren." Natürlich werde durch das Voranschreiten der technologischen Entwicklung vieles einfacher und bequemer. "Eine Reise sollte aber immer auch ein wenig Abenteuer sein. Wenn ich mich nur noch auf die Informationen aus dem Netz verlasse, bedeutet das den Verlust jeglicher Eigeninitiative", kritisierte Schröder.

Vorrang für Inlandsreisen

Für die Touristikbranche bringt das Coronavirus vor allem ökonomische Veränderungen. Laut Roland Sint, Geschäftsführer von Wörthersee Tourismus http://woerthersee.com , bedeutet das Jahr 2020 einen "Totalausfall", der die Existenz vieler Unternehmen bedroht. Doch auch für die Reisebranche sei die Pandemie eine mögliche Chance, denn die generelle Reiselust der Menschen sei dadurch kaum getrübt worden.

Reisen im Inland wird laut Sint künftig möglicherweise einen Siegeszug feiern: "Wir werden zum Beispiel heuer viel mehr Gäste bei uns am See haben, die in den Jahren zuvor nur zum Meer auf Badeurlaub gefahren sind. Das ist ein Geschenk. Wenn es uns gelingt, diese Menschen von der dauerhaften Qualität eines Urlaubs an einem Süßwassergewässer zu überzeugen, kommen sie vielleicht auch später wieder hierher."

"Der Einkapselung entfliehen"

Auch Wolfgang Eixelsberger, Professor für Digital Business an der FH Kärnten http://fh-kaernten.at , sieht das Coronavirus eher als Antrieb für eine neue Reisefreudigkeit der Menschen. Denn schließlich hätten viele von ihnen lange Zeit in den eigenen vier Wänden festgesessen. "Home-Office ist auf Dauer sehr langweilig. Der Drang rauszukommen, der Einkapselung zu entfliehen und die Welt zu sehen, könnte dadurch wieder deutlich verstärkt werden", so seine Überlegung.

Auf Touristiker sieht der Wissenschaftler aber auch abseits von Corona große Herausforderungen zukommen - etwa im Bereich der Digitalisierung. "Als Reisender möchte man heute etwas Besonderes erleben. Zum Gesamtpaket an Erfahrungen gehört dabei mehr als eine schöne Natur und ein gutes Hotel. Hier spielen auch digitale Services wie Apps und andere Zusatzleistungen eine immer gewichtigere Rolle", betonte Eixelsberger.

Die ganze Session auf Youtube zum Nachschauen: https://youtu.be/24uA74QFfrU

In der laufenden Interview-Serie zu den #ETG20 erschienen bei pressetext:

Politik und Kirche müssen Menschen Sinn geben
http://pte.com/news/20200528035

Toleranzgespräche: Auszug aus der "vollen Welt"
http://pte.com/news/20200528021

Corona ebnet Weg aus dem Massentourismus
http://pte.com/news/20200527035

"Politik hat Anschluss an Jugend verloren"
http://pte.com/news/20200527025

Magna-Chef: Ein wenig Entschleunigung wäre gut
http://pte.com/news/20200518006

"Das Leben ist zu kurz, um negativ zu denken"
http://pte.com/news/20200515002

Touristiker: "Balkonien kann Strand nicht ersetzen"
http://pte.com/news/20200505001

Psychotherapeut: Jugendkult der Alten am Ende
http://pte.com/news/20200423003

Gute Firmenführung keine "Kommandowirtschaft"
http://pte.com/news/20200416003

Kufeld: Coronavirus zeigt Bedeutung des Reisens
http://pte.com/news/20200401002

Therapeutin Hadinger: Innehalten in Krise ist Chance
http://pte.com/news/20200324001

Ex-Manager: Raubtierkapitalismus hat ausgedient
http://pte.com/news/20200303024

Toleranzgespräche: Klimakrise als Chance nützen
http://pte.com/news/20200214015

Weizsäcker eröffnet Toleranzgespräche 2020
http://pte.com/news/20200131002



(Ende)
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