pte20200527001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Demenz-Gen erhöht Schwere von COVID-19

Viele Menschen mit europäischen Vorfahren betroffen - Daten der UK Biobank ausgewertet


Gene: Mutationen beeinflussen COVID-19 (Foto: pixelio.de, Gabi Schoenemann)
Gene: Mutationen beeinflussen COVID-19 (Foto: pixelio.de, Gabi Schoenemann)

Exeter (pte001/27.05.2020/06:00) Ein fehlerhaftes Gen, das mit Demenz in Zusammenhang steht, verdoppelt das Risiko einer schweren Erkrankung mit COVID-19. Forscher der University of Exeter Medical School http://medicine.exeter.ac.uk und der University of Connecticut School of Medicine http://medicine.uconn.edu haben Daten der UK Biobank analysiert. Es zeigte sich ein hohes Risiko einer schweren COVID-19-Infektion bei Teilnehmern mit europäischen Vorfahren, die über zwei fehlerhafte Kopien des Gens APOE mit der Bezeichnung e4e4 verfügen.

Risiko deutlich erhöht

Eine von 36 Personen mit europäischen Vorfahren verfügt über zwei fehlerhafte Kopien dieses Gens. Es ist bereits bekannt, dass sich dadurch das Risiko von Alzheimer um bis das 14-Fache erhöht. Das Risiko einer Herzerkrankung nimmt ebenfalls zu. Jetzt haben die Forscher ermittelt, dass diese Genmutationen das Risiko von COVID-19 auch bei jenen Personen verdoppelt, die nicht an diesen Krankheiten leiden. Zuvor wurde bereits entdeckt, dass Personen mit einer Demenz drei Mal so wahrscheinlich an einer schweren Form von COVID-19 erkranken. Sie gehören jedoch nicht zu jenen Personengruppen, die aus diesem Grund besonders geschützt werden sollen.

Ein Teil des erhöhten Risikos dürfte auf die Belastung mit dem hohen Auftreten des Virus in Pflegeheimen zurückzuführen sein. Die im "Journal of Gerontology: Medical Sciences" veröffentlichten Ergebnisse weisen darauf hin, dass auch eine genetische Komponente eine Rolle spielt. Es zeigte sich, dass Personen mit dem Genotyp APOE e4e4 über ein doppelt so hohes Risiko einer schweren Erkrankung mit COVID-19 verfügen als jene mit der verbreiteten Form von APOE e3e3. Die Forscher nutzten Daten der UK-Biobank-Studie, die Gesundheitsdaten und genetische Informationen von 500.000 Personen versammelt.

Ansatz für neue Therapien

Das Gros der Bevölkerung und der Samplegröße ist bisher noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen. In der Analyse verfügten 2,36 Prozent (n=9.022) der Teilnehmer mit europäischen Vorfahren (n=382.188) über das fehlerhafte APOE-e4e4-Gen. 5,13 Prozent (n=37) jener, die positiv auf COVID-19 (n=721) getestet waren, hatten diese Genvariante. Damit liegt nahe, dass das Risiko im Vergleich zu e3e3 doppelt so hoch ist (410 pro 100.000 versus 179 pro 100.000).

Laut Co-Autorin Chia-Ling Kuo könnte es aufgrund dieser Ergebnisse jetzt möglich werden, herauszufinden, wie dieses fehlerhafte Gen eine Anfälligkeit für COVID-19 verursacht. Damit könnten neue Ideen für Therapien entstehen. "Es ist auch wichtig, weil es wieder zeigt, dass erhöhte Erkrankungsrisiken mit dem Altern unvermeidlich auftreten und tatsächlich auf spezifische biologische Unterschiede zurückzuführen sind. Das könnte uns helfen zu verstehen, warum manche Menschen aktiv über 100 Jahre alt werden und andere bereits in den 60ern behindert sind und sterben."

(Ende)
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