pte20200228025 Politik/Recht, Medien/Kommunikation

Politengagement durch Verschwörungstheorien

Laut neuer Studie der Universität Mainz besteht eine größere Bereitschaft für illegales Verhalten


Wahlurne: von Verschwörungstheoretikern gemieden (Foto: pixelio.de, Gabi Eder)
Wahlurne: von Verschwörungstheoretikern gemieden (Foto: pixelio.de, Gabi Eder)

Mainz (pte025/28.02.2020/13:30) Verschwörungen beeinflussen laut einer Studie der Universität Mainz http://uni-mainz.de das politische Engagement. Frühere Studien haben zum Glauben an Verschwörungen und politischen Handlungen unterschiedliche Ergebnisse erbracht. Einige Untersuchungen zeigten, dass sich Menschen mit einer von Verschwörungen geprägten Weltsicht politisch weniger engagieren, andere kamen zum gegenteiligen Ergebnis. Details wurden in "Social Psychological and Personality Science" publiziert.

Gewalt als Folge

Laut der aktuellen Studie bringt der Glaube an Verschwörungen eine größere Bereitschaft für ein Engagement in nicht-normativen Rollen mit sich. Es wird eher illegal, zum Beispiel ein öffentlicher Eingangsbereich, blockiert und typischeres politisches Engagement wie Wählen vermieden. "Wenn normale Menschen die Grundannahmen einer Welt voller Verschwörungen annehmen, dann kommen sie zu dem Schluss, dass gewaltsame Mittel eines politischen Engagements eine plausible Folge sind", so Forschungsleiter Roland Imhoff

Dem Forscher nach legen diese Ergebnisse in Verbindung mit der Beobachtung den Schluss nahe, dass viele radikale und terroristische Gruppierungen, die in ihren Flugblättern mit Verschwörungstheorien arbeiten, eine Weltsicht aufweisen, bei der selbige von versteckten und illegalen Kräften beherrscht wird, was letztlich eine treibende Kraft für radikale gewalttätige Aktionen ist. Sie erscheinen als gerechtfertigt. Ein Vorgehen ohne Gewalt erscheint vergeblich, wie auch der rechtsterroristisch motivierte Anschlag von Hanau eindrücklich aufzeigt.

Zwei Experimente

Die Wissenschaftler haben zwei Experimente durchgeführt. Eines in Deutschland mit 194 Personen und ein zweites in den USA mit 402 Mturk-Mitarbeitern. Bei beiden Experimenten wurden die Teilnehmer ersucht, sich vorzustellen in einer bestimmten Art von Gesellschaft zu leben. Ein Teil erhielt eine Beschreibung, die sich auf Verschwörungen konzentrierte. Einige wenige mächtige Gruppen kontrollierten das Schicksal von Millionen Menschen. Andere Teilnehmer lasen ein dazwischenliegendes Szenario, in dem sich die Menschen fragten, ob den Medien und den Politikern vertraut werden könne. Eine weitere Gruppe bekam eine Weltsicht, wonach die Regierung und die Medien vertrauenswürdig und transparent seien.

Jede Person wurde anschließend zu politischen Aktionen befragt, die sie durchzuführen bereit wäre. Die Bandbreite reicht von normativen Aktionen wie Wählen, Aufmärsche, dem Kontakt mit Medien oder Politikern bis hin zu nicht-normativen Aktionen wie dem Zerstören von Eigentum, der Schädigung anderer und anderen illegalen Aktvitäten. Bei beiden Studien waren Personen, die mit einem Szenario konfrontiert worden waren, das Verschwörungen beinhaltete, eher zu nicht-normativem Verhalten bereit. Politische Aktionen im normativen Bereich waren bei jenen verbreiteter, die ein an Verschwörungen armes Szenarion vorgefunden hatten.

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