pte20190419003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Autonome Autos: Mehr Fahrten bremsen Ökovorteil aus

Da einzelne Fahrten günstiger werden, dürften Nutzer letztlich sogar mehr Energie verblasen


Autonomer Audi: Zu viel Nutzung Problem (Foto: youtube.com, Audi Deutschland)
Autonomer Audi: Zu viel Nutzung Problem (Foto: youtube.com, Audi Deutschland)

Ann Arbor (pte003/19.04.2019/06:10) Selbstfahrende Autos sind zwar energieeffizient, ermutigen aber zu mehr Fahrten, was die Vorteile beim Energieverbrauch negiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Michigan http://umich.edu . Der Studie zufolge kommt es durch die Effizienzsteigerung zu einem "Rebound-Effekt". Das bedeutet, dass Besitzer häufiger von ihren autonomen Autos Gebrauch machen, weil sie es sich eher leisten können. Die erhöhte Nutzung bei autonomen Autos könnte sogar den Energieverbrauch steigern. "Deswegen braucht es für selbstfahrende Autos viel höhere Ziele bei der Energieeffizienz", sagt Ming Xu, Ko-Autor der Studie.

Weniger Aufwand bei Fahrzeit

Ein anderer Grund für die erhöhte Nutzung sei die Möglichkeit von vielen Aktivitäten, die am Steuer eines normalen Autos undenkbar wären, wie beispielsweise Arbeiten, Schlafen oder Lesen. Vorherige Studien zur Energieeffizienz von autonomen Autos hatten sich nur auf den Treibstoffverbrauch konzentriert. Die Studie der University of Michigan berücksichtigt dagegen auch die Fahrzeit. Traditionell wird die Zeit, die man mit Fahren verbringt, als Aufwand für den Fahrer gesehen. Durch die Möglichkeit, sich mit anderen Dingen als Fahren zu beschäftigen, sinkt der wahrgenommene Aufwand laut der Studie um etwa 38 Prozent.

Das verleitet zu mehr nicht unbedingt nötigen Fahrten. Dadurch werden die Einsparungen beim Treibstoff fast völlig eliminiert. Die Forscher sehen aufgrund der Gefahr, dass der Rebound-Effekt etwaige Vorteile selbstfahrender Autos zunichte macht, Handlungsbedarf bei Regulierungen. Denn auch die Umweltbelastung könne bei erhöhtem Energieverbrauch steigen.

Strombedarf steigt

Energieexperte Markus Reithner http://oekonsult.co.at ist skeptisch, ob autonome Autos überhaupt wirklich energieeffizient sein können. "Bei autonomen Autos wird vorerst voraussichtlich E-Mobilität verwendet werden. Diese ist aber nicht das Gelbe vom Ei. Mit der E-Mobilität wird der Strombedarf massiv steigen", meint Reithner gegenüber pressetext. Allein die Herstellung der Batterien brauche viel Energie. Man müsse bedenken, dass man diese Batterien nach etwa 1.000 Ladungen austauschen muss.

Die Umwelt werde auch nicht von der E-Mobilität profitieren. Der CO2-Ausstoß werde wegen des hohen Stromverbrauches nicht geringer. Denn selbst bei der Gewinnung von Kernenergie entstehe Kohlenstoffdioxid. "In Bezug auf Energie und Umwelt ist E-Mobilität höchstens ein Nullsummenspiel, aber sicher kein Gewinn. Ich sehe allerdings schon Vorteile bei autonomen Autos. Durch Carsharing und Digitalisierung kann das Autofahren reduziert und effizienter werden", sagt Reithner abschließend.

(Ende)
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