pte20190403001 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Englands Schulbücher fördern Euroskepsis

Deutsche Lehrmittel behandeln Europa laut neuer Untersuchung umfassender und positiver


Buchwissen: Oft ist das inhaltlich tendenziös (Foto: lil_foot_, pixabay.com)
Buchwissen: Oft ist das inhaltlich tendenziös (Foto: lil_foot_, pixabay.com)

York/London (pte001/03.04.2019/06:00) Die Darstellung Europas und der EU in englischen Schulbüchern für die Sekundarstufe dürfte die Euroskepsis fördern. Darauf deutet eine Studie von Forschern der University of York http://york.ac.uk hin, für die Lehrmittel aus England und Deutschland miteinander verglichen wurden. Hierzulande kommt das vereinte Europa demnach klar besser weg als auf der Insel. Man könne sagen, dass Schulbücher Jugendliche in Bezug auf Europa eher entsprechend vorherrschender Meinung sozialisieren als tatsächlich politisch bilden, warnen die Experten.

Englische Negativität

"Wir würden sagen, dass die Art, wie junge Menschen in England in Sachen Europa gelehrt werden, dabei hilft, negative Konnotationen zum Kontinent zu fördern", meint Ian Davies, Professor am Fachbereich Bildungswissenschaft der University of York. Denn wie das umstrittene Thema EU dargestellt wird, spiegle einfach die nationalen Narrative wider. Das hat eine vergleichende Analyse der Darstellung Europas in vier englischen und neun deutschen Schulbüchern ergeben. Denn in einem der englischen Bücher wird Europa praktisch nur auf politischer Ebene abgehandelt, wobei die EU ganz betont als umstrittenes Thema dargestellt wird. Das einzig wichtige Problem sei dabei Migration.

In deutschen Schulbüchern wird Europa thematisch viel breiter behandelt. Es geht auch um Soziales und Kultur, zu den angesprochenen problematischen Themen zählen unter anderem auch Radikalisierung, Terrorismus und Fragen des Zusammenwachsenden Europas ebenso wie der Unabhängigkeit. Europa ist in dieser Darstellung also klar vielschichtiger, zudem ist der Ton deutscher Bücher positiver. Die Forscher verweisen unter anderem darauf, dass die "Wertegemeinschaft" erwähnt wird und die Darstellung des modernen Europas als ein Ort, wo "Feinde zu Freunde wurden".

Vorbeierziehen an Jugend

Dabei würden junge Menschen in England und Deutschland dem Team zufolge ähnliche positive Verbindungen zu Europa angeben. "Wenn wir die Ansichten junger Menschen wenig beachten, erleben wir möglicherweise einen Prozess, in dem wir Schüler sozialisieren, damit sie sich in bestehende, übergeordnete offizielle Normen einfügen, anstatt sie zu bilden", meint Beatrice Szczepek Reed, Leiterin des Instituts für Bildung, Kommunikation und Gesellschaft http://kcl.ac.uk/ecs am King's College London. Diese Kritik gilt auch für Deutschland; hier spiegeln die Schulbücher ein europafreundlicheres politisches Klima wider als in England.

(Ende)
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