pte20190322010 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Gefäßerkrankungen: Darmbakterien steigern Risiko

Mikrobiom ändert sich mit Alter, Antibiotika sind aber keine Lösung


Blutgefäße: Darmflora kann Probleme machen (Foto: pixabay.com, qimono)
Blutgefäße: Darmflora kann Probleme machen (Foto: pixabay.com, qimono)

Boulder (pte010/22.03.2019/10:30) Bakterien im Darm erhöhen das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen bei älteren Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Colorado Boulder http://colorado.edu . Laut Forschungsleiterin Vienna Brunt ändert sich mit zunehmenden Alter das Mikrobiom, also das Gesamtbild der Mikroorganismen im Darm. Das habe einen negativen Effekt auf Blutgefäße und Herz.

"Mikrobiom-Analysen sagen zuerst nur, ob das Mikrobiom im Vergleich zu Normalkohorten ähnlich strukturiert oder reichhaltig ist. Manchmal finden sich Signaturen, man kann zum Beispiel den Verlust von bestimmten bakteriellen Spezies feststellen. Hier gibt es Korrelationen mit Krankheiten. Dies wurde auch für Herz-Kreislauf-Krankheiten beschrieben. Wir wissen aber oft nicht, ob die Krankheit zuerst da war und das Mikrobiom verändert hat oder ob die Veränderung im Mikrobiom die Krankheit ausgelöst hat. Meistens gibt es hier noch keine nachgewiesene direkte Kausalität", meint Markus Gerhard, Professor für Medizinische Mikrobiologie an der TU München http://tum.de , im Gespräch mit pressetext.

An Mäusen getestet

Für die Studie wurden alten und jungen Mäusen Antibiotika verabreicht, die Bakterien im Darm abtöteten. Dann wurden ihre Blutgefäße und Arterien untersucht. Beispielsweise wurde nach Entzündungen oder Ausdehnungen der Blutgefäße sowie oxidativem Stress gesucht. Während sich bei jungen Mäusen nichts änderte, verbesserte sich die vaskuläre Gesundheit bei den älteren Subjekten innerhalb von drei Wochen.

Um festzustellen, welche Bakterien für kardiovaskuläre Krankheiten verantwortlich sind, wurden Stuhlproben von anderen jungen und alten Mäusen untersucht. Es stellte sich heraus, dass die Proben der älteren Mäuse deutlich mehr für Blutgefäße schädliche Mikroben enthielt, beispielsweise Proteobakterien, zu denen die Salmonellen zählen. Bei den älteren Subjekten wurde auch dreimal so viel Trimethylamin-N-oxid (TMAO) entdeckt wie bei den jüngeren. Das Metabolit TMAO wird mit Herzinfarkten und Schlaganfällen in Verbindung gebracht.

Für Studienautor Doug Seals treffen diese Ergebnisse auch auf Menschen zu. Es war schon zuvor bekannt, dass sich der Zustand von Blutgefäßen im Alter in Form von Entzündungen verschlechtert. Jedoch konnte bisher der Grund dafür nicht gefunden werden. Bakterien im Darm bilden toxische Moleküle wie TMAO, die in den Blutkreislauf geraten und dort Entzündungen und oxidativen Stress auslösen.

Antibiotika kein "Jungbrunnen"

Brunt und Seals raten davon ab, Antibiotika als "Jungbrunnen" für den Blutkreislauf zu sehen. Sie seien nur ein Instrument für das Experiment gewesen. In der Praxis gebe es zu viele Nebenwirkungen, um den Darm zu sehr damit zu belasten. Stattdessen sei im höheren Alter eine Diät aus Probiotika enthaltender Nahrung wie Joghurt empfehlenswert, um ein gesundes Mikrobiom im Darm zu fördern.

"Zwei Aspekte sind für die Forschung des Mikrobiom wichtig: erstens das Immunsystem. Dieses wird durch das Mikrobiom trainiert. Ohne Mikrobiom hätten wir kein normales Immunsystem. Antibiotika können über die Störung des Mikrobioms auch das Immunsystem beeinflussen. Der zweite Aspekt ist der Stoffwechsel. Nahrungsbestandteile werden von den Bakterien zersetzt und umgewandelt. Dadurch werden auch Metaboliten erzeugt, die Mediatoren für positive oder negative Effekte sein können. Die Bestimmung von solchen Metaboliten und deren Effekten ist in der Forschung ein zunehmend wichtiges Thema. Dadurch könnten in Zukunft vermutlich neue Therapieansätze entwickelt werden", sagt Gerhard.

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