pte20180727008 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Antibiotika von Blattbewohnern gegen Resistenzen

ETHZ-Forscher finden produktives Bakterium Brevibacillus sp. Leaf 182


Zwei Substanzen hemmen das bakterielle Wachstum (Foto: Eric J.N. Helfrich)
Zwei Substanzen hemmen das bakterielle Wachstum (Foto: Eric J.N. Helfrich)

Zürich (pte008/27.07.2018/10:30) Bakterien, die Blattoberflächen der hierzulande häufig vorkommenden Wildpflanze, der Acker-Schmalwand, besiedeln, besitzen neue antibiotisch wirkende Substanzen. Das haben Forscher der ETH Zürich http://ethz.ch herausgefunden. Konkret haben die Wissenschaftler das besonders produktive Bakterium Brevibacillus sp. Leaf 182 bei ihren Untersuchungen entdeckt. In Versuchen hemmte es die Hälfte aller 200 Stämme, welche die Experten von Blattoberflächen isoliert hatten.

Bioinformatik am Zug

Das Bakterium stellt mindestens vier antibiotisch wirkende chemische Verbindungen her und sondert sie ab. Zwei dieser Verbindungen waren bereits bekannt, während ein Stoff namens Macrobrevin eine bislang unbekannte chemische Struktur aufwies. "Mit bioinformatischen Methoden suchten wir nach Gruppen von Genen, welche generell die Produktion von Stoffen steuern und sich so auf andere Bakterien auswirken könnten", erklärt ETHZ-Forscherin Julia Vorholt.

Parallel dazu wurde im Labor getestet, welche dieser Stämme gegen andere antibiotisch wirken und dafür soegen, dass sich bestimmte Bakterien nicht mehr vermehren. Insgesamt fanden sie über 700 solcher antibiotischen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mikrobenstämmen. Ziel des Projekts war es, neue Antibiotika in einem zuvor nicht untersuchten Habitat zu finden. "Bisher konzentrierte sich die Forschung insbesondere auf den Lebensraum Boden, aber dort finden wir mittlerweile die immer gleichen Verbindungen", sagt Vorholt.

Akute "Antibiotika-Krise"

Der Schwerpunkt der Schweizer in diesem Bereich kommt angesichts vieler inzwischen unwirksamer Antibiotika nicht von ungefähr. So gestaltet sch die Suche nach neuen Antibiotika inmitten einer Vielzahl an Resistenzen gegen aggressive Keime zunehmend schwierig. Vorholts Kollege Jörn Piel spricht bereits von einer "Antibiotika-Krise" und ergänzt: "Wir haben kaum mehr Antibiotika, gegen die nicht mindestens ein Erreger resistent ist." Auch viele Unternehmen hätten die Suche nach neuen Substanzen aus Rentabilitätsgründen eingestellt.

(Ende)
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