pts20180618020 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Thrombektomie als Schlaganfall-Therapie: Auch für Hochbetagte machbar, aber nicht ohne Risiko


Lissabon (pts020/18.06.2018/09:20) Auch hochbetagte Patienten können von der zunehmend an Bedeutung gewinnenden Therapiemethode der Thrombektomie nach einem Schlaganfall profitieren - sorgfältige Patientenauswahl und Risikoeinschätzung vorausgesetzt. Das zeigt eine portugiesische Studie, die beim 4. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Lissabon präsentiert wurde.

Mit der endovaskulären Thrombektomie gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, auch größere Gefäßverschlüsse zu entfernen. Dabei wird der Thrombus mit einem über die Leiste eingeführten Katheter aus dem Gehirngefäß herausgezogen. Zahlreiche internationale Studien haben gezeigt, dass die endovaskuläre Behandlung einen deutlichen Fortschritt im Vergleich zur rein medikamentösen Therapie darstellt. Das Verfahren macht vor allem bei sehr langen Blutgerinnseln und großen Verschlüssen der Hirnarterie Sinn und führt vielfach zu guten Ergebnissen: Mehr als 60 Prozent der Behandelten überstehen den Schlaganfall aufgrund des Eingriffs ohne oder nur mit geringer späterer Behinderung.

"Immer mehr Studienergebnisse belegen die hohe Wirksamkeit der mechanischen Entfernung von Blutgerinnseln nach einem Schlaganfall. Doch noch beschäftigt die Forschung, für wen dieses noch relativ neue Verfahren die beste Behandlungsoption darstellt", berichtete Dr. Ary Lopes de Sousa (Lissabon).

Dr. Ary de Sousa und seine Kollegen untersuchten den Behandlungserfolg einer Thrombektomie bei mehr als 200 Patienten, die einen vorderen akuten ischämischen Schlaganfall erlitten hatten, zuvor im Alltag aber nicht oder nur leicht beeinträchtigt waren. Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine mit Personen unter 80 und eine mit Personen ab 80 Jahren.

Ein Drittel der Patienten 80+ nach dem Eingriff wieder eigenständig

In der Gruppe der älteren Patienten mit 80 Jahren und mehr wurde Bluthochdruck häufiger festgestellt, außerdem hatten sie öfter transitorische ischämische Attacken, eine Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu kurzfristen neurologischen Ausfällen führt. Es gab zwischen den beiden Gruppen keine Unterschiede in der Behandlung selbst, etwa was das Zeitfenster betrifft, bis zu dem der Blutdurchfluss des verstopfen Gefäßes wiederhergestellt wurde (Revaskularisation). Doch in der älteren Gruppe wiesen drei Monaten nach der Behandlung zwei Drittel der Patienten einen schlechten funktionellen Behandlungserfolg auf, das heißt, sie waren in ihren Alltagsverrichtungen mäßig bis stark eingeschränkt. Das waren deutlich mehr Menschen mit Behinderung als in der jüngeren Gruppe, wo mit 46 Prozent nur knapp die Hälfte in ihrem Alltag eingeschränkt war. Auf der anderen Seite gab es ein Drittel der Patienten jenseits der 80, die drei Monate nach der Behandlung ihren Alltag wieder ohne oder mit nur leichten Beeinträchtigungen durch den Schlaganfall meistern konnten. Was die Todeshäufigkeit betraf, gab es keinen Unterschied zwischen den Altersgruppen.

"Für Hochbetagte jenseits der 80 scheint die Thrombektomie also riskanter zu sein als für jüngere Patienten. Doch wenn einem Drittel der Patienten jenseits der 80 der Eingriff zu einem behinderungsfreien Leben verhilft, müssen wir die Faktoren herausfinden, die dieses positive Ergebnis begünstigen. Denn dann können wir das moderne Verfahren gezielt auch jenen Hochbetagten zukommen lassen, die davon profitieren können", so Dr. Ary de Sousa.

Quelle: Abstract 4th EAN Congress Lisbon 2018: O206: S. Lopes de Sousa et al: Mechanical thrombectomy for acute ischemic stroke in the very old - Pressestelle EAN Kongress

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