pte20180219018 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Kinder-Autismus: Blut- und Urintests zur Diagnose

Britische Forscher rücken Schädigungen bei Proteinen in Mittelpunkt


Wahrnehmung: Frühe Tests sind wichtig (Foto: pixelio.de, Stephanie Hofschläger)
Wahrnehmung: Frühe Tests sind wichtig (Foto: pixelio.de, Stephanie Hofschläger)

Coventry (pte018/19.02.2018/13:44) Wissenschaftler der University of Warwick http://warwick.ac.uk haben neue Tests entwickelt, die Hinweise auf das Vorhandensein von Autismus bei Kindern liefern können. Diese Blut- und Urintests suchen nach Schädigungen bei Proteinen. Die Forscher gehen davon aus, dass es sich um die ersten Tests dieser Art überhaupt handelt. Die Verfahren könnten bei Autismus-Spektrum-Störungen eine frühere Diagnose und damit eine zeitigere Behandlung ermöglichen.

"Fingerabdrücke" finden

Die Bandbreite der Symptome kann bei Autismus-Spektrum-Störungen eine Diagnose schwer und unsicher machen. Das gilt vor allem für den Beginn der Erkrankungen. Laut Forschungsleiterin Naila Rabbani könnten die Tests zur früheren Diagnose und Intervention führen. "Wir hoffen, dass die Tests auch neue auslösende Faktoren erkennbar machen werden. Mit weiteren Tests könnten wir spezifische Plasma- und Urinprofile oder 'Fingerabdrücke' von Verbindungen mit schädigenden Veränderungen aufdecken. Das könnte die Diagnose verbessern und neue Hinweise auf mögliche Ursachen liefern."

Das internationale Forscherteam fand einen Zusammenhang zwischen Autismus-Spektrum-Störungen und Schäden bei Proteinen im Blutplasma durch Oxidation und Glykierung. Bei diesen Prozessen verändern reaktive Sauerstoffspezies und Zuckermoleküle spontan Proteine. Der zuverlässigste der entwickelten Tests untersuchte Proteine im Blutplasma. Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen verfügten über höhere Werte des Oxidationsmarkers Dityrosine und bestimmter mit Zucker reagierender Verbindungen, der Advanced Glycation Endproducts.

Chemische Unterschiede

Genetische Ursachen wurden bei 30 bis 35 Prozent der Autismus-Spektrum-Störungen nachgewiesen. Bei den restlichen Erkrankungen wird davon ausgegangen, dass eine Kombination von Umweltfaktoren, multiple Mutationen und seltene genetische Varianten verantwortlich sind. Die Forschungsergebnisse bestätigen laut den Experten auch, dass es sich bei der Mutation der Aminosäuretransporter um eine genetische Variante handelt, die mit den Erkrankungen in Zusammenhang steht.

Mit Forschern in Bologna wurden Tests bei 38 italienischen Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen und einer Kontrollgruppe von 31 gesunden Kindern duchgeführt. In beiden Gruppen waren die Jungen deutlich in der Überzahl. Bei der Analyse der Blut- und Urinproben ergaben sich chemische Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Gemeinsam mit Kollegen der University of Birmingham wurde mit modernsten Methoden eine mathematische Gleichung erstellt, um eine Unterscheidung zwischen den beiden Gruppen zu ermöglichen.

Das Ergebnis war ein Diagnosetest, der allen bisherigen Methoden überlegen sein soll. Die Studie soll mit weiteren Kindergruppen wiederholt werden, um die Leistungsfähigkeit zu bestätigen und zu beurteilten, ob der Test eine Erkrankung schon in einem sehr frühen Stadium feststellen kann. Zusätzlich soll erkennbar werden, wie wahrscheinlich sich die Autismus-Spektrum-Störungen bei den Patienten entwickeln wird und ob die Behandlung funktioniert. Die Forschungsergebnisse wurden in "Molecular Autism" veröffentlicht.

(Ende)
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