pte20180212002 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

News-Glaubwürdigkeit: Crowdsourcing funktioniert

Nutzer haben bei unbekannten Quellen offenbar den richtigen Riecher


Online-News: User erkennen wohl, was Müll ist (Foto: Taduuda, unsplash.com)
Online-News: User erkennen wohl, was Müll ist (Foto: Taduuda, unsplash.com)

New Haven (pte002/12.02.2018/06:05) Der Facebook-Plan, die Glaubwürdigkeit von News-Quellen per Crowdsourcing einstufen zu lassen, ist gar nicht so abwegig. Darauf deutet eine Studie von Forschern der Yale University http://www.yale.edu hin, in der Teilnehmer die Vertrauenswürdigkeit von 60 Quellen bewertet haben. Stark tendenziöse und reine Fake-News-Seiten schnitten dabei unabhängig von der politischen Einstellung der Nutzer schlechter ab als Mainstream-Medien. Doch deutet die Studie darauf hin, dass die Wertungen von Nutzern, die eine Quelle gar nicht kennen, eigentlich wichtig sind.

Alle trauen Mainstream

Facebook hatte Mitte Januar angekündigt, News ein Vertrauenswürdigkeits-Ranking verpassen zu wollen - und das auf Basis der Einschätzung seiner User. Für Kritiker ist fraglich, ob ausgerechnet die Menschen, die auf Facebook auch abstruseste Fake News teilen, dafür wirklich geeignet sind. Die Yale-Forscher haben daher eine Online-Studie mit über 1.000 Teilnehmern durchgeführt, die exakt Facebooks Plänen entsprechen. Die Nutzer wurden also nur gefragt, ob sie eine Quelle kennen und wie sie deren Vertrauenswürdigkeit einschätzen.

Insgesamt haben dabei 20 Mainstream-Medien (zum Beispiel "CNN", "Fox News") bessere Ratings erhalten als 20 extrem tendenziös berichtende Seiten (zum Beispiel "Breitbart") und 20 Seiten, die überhaupt nur Fake News verbreiten. Zwar haben Demokraten und Republikaner dabei manche Medien klar unterschiedlich bewertet. Doch von den Mainstream-Medien ist nur der linksgerichtete "Salon" http://salon.com bei Republikanern im Rating hinter dubiosen Quellen zurückgefallen. Davon abgesehen, genießen Seiten wie "Breitbart" auch unter Republikanern klar geringeres Vertrauen als beispielsweise "CNN", bekanntlich ein Erzfeind des US-Präsidenten Donald Trump.

Unkenntnis ist gut

Allerdings ändert sich das Bild dramatisch, wenn für das Rating nur Bewertungen von Nutzern herangezogen werden, die eine Seite auch kennen. Dann fallen gleich 30 Prozent der Mainstream-Quellen (beispielsweise "Guardian", "Fox" und "Newsweek") hinter die bestbewertete reine Fake-News-Seite. Das spricht dafür, dass Nutzer ihnen unbekannten Quellen gegenüber zunächst eher skeptisch eingestellt sind und Ahnungslose eigentlich wichtig für ein gutes Glaubwürdigkeits-Rating wären. Eben das spricht letztlich doch gegen Facebooks Pläne, denn diese sehen vor, Bewertungen von Nutzern, die eine Seite nicht kennen, auszuscheiden.

Zum Paper "Crowdsourcing judgments of news source quality": http://bit.ly/2EfqDtX

(Ende)
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