pte20170818017 Forschung/Entwicklung, Politik/Recht

Kriminelle nutzen Bitcoins für Menschenhandel

Sprachstil- und Zeitstempel-Algorithmus spüren Zuhälter genau auf


Bitcoin: Zuhälter verwenden Kryptowährung (Foto: pixabay.com, MichaelWuensch)
Bitcoin: Zuhälter verwenden Kryptowährung (Foto: pixabay.com, MichaelWuensch)

Berkeley (pte017/18.08.2017/13:30) Sex-Werbung und Bitcoin-Konten hängen zusammen, wie Rebecca Portnoff von der University of California Berkeley http://berkeley.edu herausgefunden hat. Mittels statistischer Spracherkennung, sogenannter Stilometrie, und den Zeitstempeln von Bitcoin-Zahlungen konnten Menschenhändler identifiziert werden, die ihre Online-Sex-Werbung über Bitcoin bezahlen. Für ihre Studie hat Portnoff die Website "Backpage" unter die Lupe genommen (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20170712015 ).

Zwei Algorithmen kombiniert

"Die Technologie, die wir gebaut haben, findet eine Verbindung zwischen anstößigen Werbungen", so Portnoff. Dafür verwendet die Doktorandin zwei Algorithmen. Der erste wurzelt in der Stilometrie. Das ist eine Technik, durch die der Autor eines Textes anhand seines individuellen Schreibstils erkannt werden kann. Nachdem die Forscherin unterschiedliche Reklame auf denselben Autor zurückführen konnte, setzte sie den zweiten Algorithmus ein. Dieser analysiert, wann Zahlungen über Bitcoin getätigt werden - bei Backpack im selben Moment, in dem die Werbung aufscheint.

Die Methode verbindet Werbung und Zahlungsmechanismen mit der in der Werbung verwendeten Sprache selbst, erklärt Portnoff. Die Studie sei ein erster Schritt, die Polizei über Bitcoin-Daten zu unterstützen. Derzeitige Ermittlungen scheitern oft an der Anonymität der Kriminellen. Zuhälter verwenden oft unterschiedliche Telefonnummern, E-Mail-Adressen sowie anonymisierte Computer. Besonders die Unterscheidung zwischen professionellen und missbrauchten Prostituierten falle schwer.

10.000 Reklamen überprüft

"Da werden hunderttausende solcher Werbungen jedes Jahr platziert und jede Technologie, die Gemeinsamkeiten zwischen Werbung aufdeckt und Licht auf die Besitzer wirft, ist ein großer Fortschritt für diejenigen, die Ausbeutung eindämmen wollen", so Damon McCoy, Ko-Autor der Studie. Die Forscher haben ihre Methode auf 10.000 unterschiedliche Werbungen angewendet. Bei 89 Prozent ließ sich ein gemeinsamer Autor feststellen. Gleichzeitig konnte das Team großen Erfolg bei der Verbindung zu Bitcoin-Konten vorweisen. In einem nächsten Schritt soll das Verfahren noch genauer werden.

(Ende)
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