pte20170322017 Forschung/Entwicklung, Technologie/Digitalisierung

Spezialbrille verleiht Menschen "Super-Farbsinn"

Virtueller vierter Rezeptor ermöglicht eine erweiterte Wahrnehmung


Mehr Farben: Filter zeigen die Unterschiede auf (Foto: wisc.edu/Mikhail Kats)
Mehr Farben: Filter zeigen die Unterschiede auf (Foto: wisc.edu/Mikhail Kats)

Madison (pte017/22.03.2017/11:30) Forscher der University of Wisconsin-Madison http://wisc.edu haben eine Spezialbrille entwickelt, die visuelle Superkräfte ermöglicht. Menschen ist es nur möglich, ein bestimmtes Farbspektrum wahrzunehmen. Mithilfe der Brille lassen sich aber die drei Rezeptortypen des Auges um einen virtuellen vierten erweitern. Wer durch die Brille blickt, verfügt über einen "Super-Farbsinn" und kann dann auch solche Farbtöne auseinanderhalten, die sich normalerweise nicht unterscheiden lassen.

Aus drei Farben werden vier

"Die menschliche Farbwahrnehmung basiert auf drei unterschiedlichen Arten von Zellen, die auf kurze (blaue), mittellange (grüne) und lange (rote) Wellenlängen reagieren", zitiert der "NewScientist" Mikhail Kats, einen der Studienautoren. "Doch was wäre, wenn dem Auge vorgegaukelt würde, dass es noch eine zusätzliche Zellenart zur Verfügung hätte? Dann könnten wir das menschliche Dreifarbensehen zu einem Vierfarbensehen erweitern." Einige Tierarten seien auch in der Lage, vier verschiedene Farbspektren wahrzunehmen. "Goldfische haben zum Beispiel Zellen für rotes, blaues, grünes und ultraviolettes Licht", erläutert Kats.

Kats und sein Team haben zwei verschiedene Farbfilter entwickelt. Diese trennen bei jedem Auge separat das einfallende Licht im Spektralbereich auf und filtern dabei bestimmte Bereiche des Blaurezeptors heraus. Somit erhält jedes Auge eine unterschiedliche Information über das wahrgenommene Blau. "Unsere Theorie war, dass es dadurch vielleicht möglich ist, das Problem der sogenannten Metamerie zu lösen: Zwei Farben können zwar unterschiedliche Spektren aufweisen, aber aufgrund der Tatsache, dass unser Sehsinn in seiner spektralen Auflösung begrenzt ist, trotzdem nur als genau gleich wahrgenommen werden", erklärt Kats.

Frühes Entwicklungsstadium

"Wir haben diesen Effekt getestet, indem wir Menschen verschiedenfärbige Farbblöcke auf Computer- und Smartphone-Bildschirmen zeigten. Mit bloßem Auge waren sie identisch. Sobald man aber durch die Brille blickt, sind es zwei verschiedene Dinge", so der Wissenschaftler. Im Moment befindet sich die beschriebene Spezialbrille allerdings noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Derzeit ist es damit lediglich möglich, innerhalb des blauen Farbspektrums genauere Unterschiede zu erkennen, die dem Menschen sonst nicht ersichtlich wären. "Als nächstes wollen wir uns den Grüntönen widmen", verrät Kats die nächsten Schritte.

(Ende)
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