pte20170118017 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

"Bello, hole den Ball": Apportieren kann schaden

Experten raten zu gemäßigtem Aufbautraining und regelmäßigen Checks


Jagdhund: Überbeanspruchung nicht förderlich (Foto: Jennifer Held, pixelio.de)
Jagdhund: Überbeanspruchung nicht förderlich (Foto: Jennifer Held, pixelio.de)

Wien (pte017/18.01.2017/10:30) Zu häufiges Apportieren von Jagdhunden zieht den Bewegungsapparat der Tiere in Mitleidenschaft, wie eine Bewegungsstudie der Vetmeduni Vienna http://vetmeduni.ac.at ergeben hat. Bestehende Gelenks- oder Sehnenschäden der Vorderbeine können dadurch verstärkt werden. Sowohl beim Aufbautraining von Welpen, aber auch bei erwachsenen Tieren, sollte mit angepassten Gewichten gearbeitet und die Gelenke sollten regelmäßig von Spezialisten kontrolliert werden, raten die Experten.

Gewicht als Belastung

Auch wenn ausgewachsene Jagdhunde wie Retriever einige Kilogramm im Maul tragen können, sollten Halter behutsam apportieren lassen. "Doch selbst wenn Apportierhunde die Voraussetzungen mitbringen, stellt das zusätzliche Gewicht eine körperliche Belastung für die Tiere dar", sagt Barbara Bockstahler von der Vetmeduni Vienna. Beim Apportieren würden vor allem die Gelenke und Sehnen des Bewegungsapparates beansprucht. Das sei mit Menschen vergleichbar, die mit einer Last laufen würden.

Zehn trainierte Hunde wurden in einem speziellen Bewegungslabor analysiert. Die Forscher ließen die Tiere ohne und mit Gewichten im Maul gehen. "Über eine Kraftmessplatte kann die nach oben gerichtete Bodenreaktionskraft gemessen werden", erklärt Bockstahler. Diese wird vom Boden zurückgegeben und entspricht exakt der Kraft, die beim Auftreten durch das Gewicht auf den Boden wirkt. Misst man die Bodenreaktionskraft ohne zusätzliche Belastung, so ist das Gewicht eines Hundes zu zirka 60 Prozent auf die Vorder- und 40 Prozent auf die Hinterbeine verteilt. Ist ein Bereich mehr belastet, ergibt sich ein messbarer Unterschied.

Richtiges Maß wichtig

Ein weiterer von den Experten erhobener Parameter war die Druckverteilung unter den Pfoten der Hunde. "Das ist vergleichbar mit einem Menschen, der mit einem Gewicht in der Hand leicht nach hinten kippt und damit eher auf den Fersen steht", so Bockstahler. Laut den Forschern erhöhen sich beim Apportieren die Kräfte durch das Gewicht im Maul und wirken sich vor allem auf die Vorderbeine aus. An den Hinterbeinen wurden die Hunde mit steigendem Gewicht immer leichter. Das Tragen der Beute hatte damit einen ähnlichen Effekt wie eine Wippe.

Im Bewegungslabor kann der Belastungstest allerdings nur im Schritt und nicht im Lauf oder Sprung durchgeführt werden. Vor allem bei der Jagd, aber auch bei den Wettbewerben sind die Retriever mit schnellerem Tempo unterwegs. "Im Labor können solche Bewegungsabläufe natürlich nicht eins zu eins nachgestellt werden", verdeutlicht Bockstahler. Allerdings konnte eine Hochrechnung erstellt werden, wie sich die einwirkenden Kräfte beim Laufen oder Springen verändern oder verstärken und so auf die Gelenke auswirken. Derartige Bewegungs- oder Ganganalysen werden auch bei der Physiotherapie von Menschen angewendet.

Auch wenn die Tiere die Belastung gut aushalten: Beim Training von Hunden, die noch im Wachstum sind, sollten Halter jedoch aufpassen, dass diese keine Folgeschäden davontragen. Werden die Retriever zu Jagd- oder Wettbewerbszwecken trainiert, sollte deshalb regelmäßig ein Spezialist aufgesucht werden. Die Gelenke, Sehnen und Muskeln werden dabei überprüft. Das gilt besonders für Junghunde, bei denen regelmäßige Kontrollen Schädigungen vorbeugen. "Prinzipiell sind Trainings mit Gewichten - mit Maß und Ziel - und der Einsatz als Apportierhund aber völlig in Ordnung", unterstreicht Bockstahler abschließend.

(Ende)
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