pte20170111005 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Schweden spinnen Spinnenseide wie Spinnen

Kilometerlange Fäden entstehen praktisch wie in Drüsen der Tiere


Seiden-Nest wie aus der Drüse (Foto: Lena Holm, slu.se/Nature Chemical Biology)
Seiden-Nest wie aus der Drüse (Foto: Lena Holm, slu.se/Nature Chemical Biology)

Stockholm/Uppsala (pte005/11.01.2017/06:15) Schwedische Forscher haben eine Methode entwickelt, mit der sie kilometerlange Fäden künstlicher Spinnenseide herstellen können. Sie setzen auf ein biomimetisches Verfahren, das also kopiert, wie echte Spinnenseide in der Drüse einer Spinne entsteht. "Das könnte in Zukunft die industrielle Fertigung künstlicher Spinnenseide für Biomaterial-Anwendungen oder die Fertigung hochentwickelter Textilien ermöglichen", meint Anna Rising, Forscherin am Karolinska-Institut http://ki.se/en und der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften http://slu.se/en .

Spinnen wie in der Drüse

Spinnenseide ist leicht, härter als Stahl, biologisch abbaubar und für den Körper verträglich. Das macht sie für viele Anwendungen von der Medizin bis hin zu Sicherheitskleidung interessant. Allerdings ist die Massenfertigung künstlicher Spinnenseide schwer, bisherige Ansätze nutzen oft problematische Chemikalien oder liefern Fäden, die nur bedingt brauchbar sind. Die schwedischen Forscher haben daher darauf gesetzt, den natürlichen Fertigungsprozess in der Spinndrüse einer Spinne nachzubauen.

Die Experten haben ein künstliches Spinnenseide-Protein entwickelt, dass ein Hybrid aus zwei natürlichen Proteinen ist. Dieses kann mithilfe von Bakterien massengefertigt werden. Es ist ebenso wasserlöslich wie natürliche Spinnenseiden-Proteine. Für das Spinnen wiederum hat sich das Team daran orientiert, dass in der natürlichen Spinndrüse Fäden dank präzise kontrollierter, starker Veränderungen im pH-Wert entstehen. Analog dazu kann das biomimetische Spinngerät einfach durch das Senken des ph-Werts kilometerlange Fäden fertigen. "Das ist das erste erfolgreiche Beispiel für biomimetisches Spinnen", so Rising.

Enormes Seiden-Potenzial

Sollte das Verfahren tatsächlich zur kostengünstigen Massenfertigung künstlicher Spinnenseide führen, könnte das weitreichende Bedeutung haben. Denn das Material gilt als sehr interessant für Textilien wie beispielsweise äußerst robuste Sportbekleidung. Die Schweden betonen gegenüber "ResearchGate", dass sie aber vor allem an medizinischen Anwendungen interessiert sind. Rising und ihrem Kollegen Jan Johansson zufolge arbeiten sie derzeit daran, Spinnenseide für die Regeneration von Nerven bei Rückenmarksverletzungen zu nutzen.



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