pts20160830037 Medizin/Wellness, Bildung/Karriere

Reanimation bei plötzlichem Herztod: Je früher sie erlernt wird, desto besser

Erfolgreiches Projekt mit Wiens Schulkindern


Wien (pts037/30.08.2016/13:50) In Wien wurde vor zwei Jahren bei Volkschulkindern in der 3. Klasse mit einem flächendeckenden Wiederbelebungs-Unterricht für den Fall eines plötzlichen Kreislaufstillstands begonnen. Eine aktuelle Untersuchung des wissenschaftlichen Leiters Dr. Martin Weidenauer (Kardiologe an der MedUni Wien/AKH Wien) zeigt, dass über 98 Prozent der befragten 322 Kinder höchst interessiert und motiviert waren und Spaß beim Unterricht hatten. 90 Prozent der Kinder möchten in Zukunft wieder einmal die Wiederbelebung üben, berichtet Dr. Weidenauer, Vorstandsmitglied von "Puls - Verein zu Bekämpfung des plötzlichen Herztodes" auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC). Dr. Weidenauer weiter: "Diese Studie belegt nun eindeutig, dass wir und auch andere Kollegen auf der Welt auf dem richtigen Weg sind und nichts dagegen spricht, schon ab dem 8. Lebensjahr mit dem Reanimations-Unterricht zu beginnen."

Der Hintergrund: Institutionen wie die WHO empfehlen die Teilnahme an solchen Trainings erst ab dem 12. Lebensjahr. Dr. Weidenauer: "Aus persönlichen Erfahrungen war es unserer Arbeitsgruppe jedoch bekannt, dass bereits Volkschulkinder in der Lage sind, sich mit der Thematik zu beschäftigen und technischen Fertigkeiten zu erlernen."

Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache in Europa. In Österreich erleiden jährlich über 12.000 Menschen einen Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses. Aktuell überlebt nur etwa jeder Zehnte. Die wichtigsten Maßnahmen bei einem Atem-Kreislaufstillstand sind die rasche Alarmierung des Rettungsdienstes, die qualitativ hochwertige Herzdruckmassage und die Defibrillation. In Wien wurden im Jahr 2010 allerdings bei nur etwa 40 Prozent der Kreislaufstillstände außerhalb eines Krankenhauses bereits durch Ersthelfer Reanimationsmaßnahmen durchgeführt.

Ohne solche Maßnahmen nimmt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem leblosen Patienten um etwa zehn bis zwölf Prozent pro Minute ab. Jedoch beträgt die Zeit vom Moment der Notrufannahme durch den Leitstellendisponenten bis zum Beginn der Wiederbelebung durch den Rettungsdienst in Wien durchschnittlich elf Minuten. "Das unterstreicht die enorme Bedeutung von Ersthelfern und erklärt, weshalb die Chance einen Kreislaufstillstand zu überleben bis zu viermal höher wird, wenn die Wiederbelebung bereits von Laien begonnen wird", so Dr. Weidenauer. "Um den plötzlichen Herztod einzudämmen ist daher die Fokussierung auf die Ausbildung von Ersthelfern notwendig."

Die Bereitschaft zur Hilfe hängt stark davon ab, ob sich Ersthelfer diese Hilfe auch tatsächlich zutrauen, weshalb der erste Unterricht bereits vor der Pubertät stattfinden sollte. Dr. Weidenauer: "Kinder bringen zwar nicht die für die Herzdruckmassage an einem Erwachsenen notwendige körperliche Eignung mit, jedoch sind sie der Thematik gegenüber viel aufgeschlossener und lernfreudiger eingestellt."

In Dänemark wurde 2005 ein verpflichtendes Reanimationstraining in den Grundschulen eingeführt. Das Projekt zeigte schon sehr rasch erste Erfolge. Innerhalb von fünf Jahr verdoppelte sich nahezu die Häufigkeit der bereits von Laien durchgeführten Wiederbelebungsmaßnahmen. Gleichzeitig stieg die primäre Überlebensrate von zehn auf 22 Prozent. Dr. Weidenauer: "Es waren nicht die Kinder, die vermehrt reanimiert haben, sondern Erwachsene. Die Kinder brachten jedoch die Thematik, die Motivation und das Bewusstsein zu helfen von der Schule nach Hause mit."

Sein Team rechnet mit der Fortsetzung des Schulprojekts in Wien und hofft auf eine Ausweitung auf ganz Österreich: "Meiner Meinung nach könnten wir so in den nächsten Jahren mit einem kontinuierlichen Anstieg der Laienreanimationsrate rechnen."

Quelle: Weidenauer et al.: Impact of age, weight and sex on motivation and interest on resuscitation training in 8-13-years-old schoolchildren: a randomized controlled trial

(Ende)
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