pte20160801004 Handel/Dienstleistungen, Medien/Kommunikation

Fahrradverleih wirbt mit postkolonialem Schwarzen

Reminiszenz an Jim Knopf, Sarotti-Mohr und die Zehn kleinen Negerlein


Ballenstedt/Horw (pte004/01.08.2016/06:15) Ein regionaler Fahrradverleih aus Sachsen-Anhalt sorgt mit einer rassistischen Werbetafel für Aufregung: Wer in der pittoresken Vorharz-Kleinstadt Ballenstedt mit dem Auto unterwegs ist, dem sticht eine negrophile Darstellung für Promotion-Zwecke am Straßenrand ins Auge. So nutzt der im Schwarzen Weg 1 beheimatete Fahrradverleih Meyer http://fahrrad-meyer-harz.de den Straßennamen gezielt für sich - und zwar mit einem postkolonialen "Mohren" als Radfahrer.

"Abwertend und rassistisch"

"Diese Darstellung eines Farbigen als 'Neger' ist nicht nur abwertend und rassistisch, sondern auch überaus geschmacklos. Dieser vermeintliche 'Gag' als Anspielung auf den Straßennamen ist alles andere als witzig", empört sich ein Anwohner vor Ort im Gespräch mit pressetext. Besonders pikant: Der Inhaber des Unternehmens, René Meyer, hat die umstrittene Tafel zudem vor einem Güterwaggon aus den 1930er-Jahren aufgestellt. Assoziationen zum Dritten Reich und entsprechenden Deportationen sind vielleicht nicht beabsichtigt, drängen sich aber auf.

Auch Markenexperte Thomas Otte http://brand-consulting.com findet die Werbekampagne der im ehemaligen Lockschuppen des Ostbahnhofs von Ballenstedt untergebrachten Firma suboptimal. "Ein wirklich originelles Bild. Eine Reminiszenz an Jim Knopf, den Sarotti-Mohr und die Zehn kleinen Negerlein. Und eine wehmütige Erinnerung an die fern erscheinenden Zeiten, als die versklavende Idee der politischen Korrektheit noch ein Denken und Kommunizieren heiter und harmlos (ohne Harm) erlaubte", sagt Otte auf Nachfrage von pressetext.

"Nur nicht überinterpretieren"

Otte warnt im Interview mit pressetext jedoch vor einer allzu schnellen Überinterpretation: "Heute muss, ähnlich wie in totalitären Regimen, jedes Wort auf die dreistufige Goldwaage gelegt werden: Was wurde gesagt, was wurde nicht gesagt, was hätte gesagt werden müssen. Kommunikation, auch in den entlegensten Lebensbereichen, ist ein tastend-ängstlicher Gang geworden durch das Minenfeld linksgrüner Denkverbote. Das ist einer Gesellschaft, die sich ihrer Freiheitlichkeit rühmt, nicht würdig. Die Marke Deutschland war schon besser in Form."

(Ende)
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