ptp20150703009 Kultur/Lifestyle, Bildung/Karriere

Sommerakademie "Volkskultur als Dialog" folgt dem Motto "Musik und ihre Orte"

Veranstaltung des Österreichischen Volksliedwerks vom 26. bis 29.8. in Gmunden


Gmunden am Traunsee (ptp009/03.07.2015/11:00) Die Sommerakademie "Volkskultur als Dialog" des Österreichischen Volksliedwerks findet vom 26. bis 29. August 2015 in Gmunden am Traunsee statt. Unter dem diesjährigen Motto "Musik und ihre Orte" werden die vielfältigen Orte an denen Musik erklingt, ihre verbundenen Anlässe, Melodien und Instrumente betrachtet. Mittels Vorträgen, Workshops, Diskussionen und einer Exkursion sowie bei einem Festabend (27. August) mit dem Titel "Volksmusiktriade auf der Grünbergalm" wird mannigfaltigen volksmusikalischen Orten nachgespürt.

Musik spielt sich nicht im luftleeren Raum ab. Sie hat ihre Orte und ist oft funktional mit Arbeit, Fest oder auch Trauer verbunden. Orte und mit ihnen verbundenen Anlässe bestimmen Melodien, Instrumente und Texte. Landschaften haben ihre Musiken. Sie kennen offenbar auch "typische" Melodien und ihre Instrumente zu den Anlässen und Orten. Mit Instrumenten werden Stimmungen und musikalische Gattungen verbunden. Oft werden sie mit ihnen so "konnotiert", dass ihre Zugehörigkeit selbstverständlich erscheint. Wenn sich Musik diesen Konnotationen verweigert, irritiert sie oder schafft sie - je nach Perspektive - Neues, Interessantes, bisher Ungehörtes, Unerhörtes.

Neue Orte schaffen neue Musik

Sozio-kulturelle Bedingungen und daraus entwickelte Lebensformen haben Musiken und Gattungen entstehen lassen. Orte wie die Stube haben sich verändert. Und die Stube als neu definierter Ort hat die Instrumentierung verändert. Die melodisch domestizierte Stubenmusik aus der Mitte des 20. Jahrhunderts hat als neue Gattung den Ort Stube neu vermessen und als ihre Musik, "Stubenmusik", konturiert. Frauen haben dabei einen Ort in einer bisher von Männern dominierten Kultur gefunden. Mit den Orten und deren neuen Bestimmungen ändern sich Musiken.

Das Wirtshaus von einst als Ort der Männer ist ein anderes als das heutige. Heute wird das "musikantenfreundliche Wirtshaus" ausgezeichnet: als Besonderes, das einst das Übliche gewesen sei. Das Bild des alten Wirtshauses wird zitiert, seine Musiken geben sich als authentisch. Der Volkskundler Hans Moser hatte Ende der 1950er Jahren den Folklorismus kritisiert. Das als Brauch Vorgeführte finde zur falschen Zeit, am falschen Ort und Anlass, also im falschen Kontext statt (Beispiel: Alpine Perchtengestalten in einer Wiener Shopping Mall). Doch nicht nur "interkulturell" sind Ortswechsel keine Seltenheit. Auch Konturen "einheimischer" Musik verändern sich. Wäre also eine neue Vorstellung von Authentizität zu diskutieren?

Im Rahmen der Sommerakademie werden die vielfältigen Orte ausgelotet, an denen Musik erklingt, sei es am Arbeitsplatz, in der Schule, auf der Straße, in der Natur, in der Kirche oder in der Küche. In diesem Zusammenhang stehen die damit verbundenen Anlässe, Melodien und Instrumente zur Diskussion. Auch die Wechselbeziehung zwischen Ort und Musik sowie der Ortswechsel, etwa vom Land in die Stadt oder durch Migration bedingt, die Neu- oder Wiedereroberung von Orten und Instrumenten sowie die Privatisierung des einst Öffentlichen lassen sich thematisieren.

Treffen der Volkskultur

"Dazu sind alle VertreterInnen von volkskulturellen Verbänden, Initiativen und Einrichtungen sowie MusikerInnen, SängerInnen und TänzerInnen, PädagogInnen, Studierende, KulturwissenschaftlerInnen, VertreterInnen aus Wirtschaft und Tourismus und alle an Volkskultur und deren Nutzen interessierte Personen herzlich willkommen", so Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer in seiner Funktion als Präsident des Österreichischen Volksliedwerks.

Die jährliche Sommerakademie "Volkskultur als Dialog" des Österreichischen Volksliedwerks findet seit 1992 an verschiedenen Standorten in Oberösterreich statt. Ziel dieser jährlichen Veranstaltungsreihe ist es, das breite Betätigungsfeld der Volkskultur anhand unterschiedlicher Perspektiven zu beleuchten, um Brücken zu schlagen zwischen jenen, die Volkskultur leben, und jenen, die sich wissenschaftlich damit beschäftigen.

Medieninformation inklusive Fotos: http://volksliedwerk.at/default.asp?id=7&id2=14&id3=155

Programm

Alle Programmpunkte sind öffentlich zugänglich, bieten im Anschluss Zeit für Diskussion und finden, sofern nicht anders vermerkt, im Hotel Magerl, Ackerweg 18 in Gmunden statt.

Mittwoch, 26. August 2015
16-18 Uhr
- Eröffnung. Konrad Köstlin, Vizepräsident und Leiter der wissenschaftlichen Kommission des Österreichischen Volksliedwerks
- Musikalische Lernorte im privaten und öffentlichen Raum. Beispiele aus Volksmusiklandschaften des Alpenraums und Osteuropas. Ulrich Morgenstern, Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
- Musik verortet: 1. Historisch-kritische Aspekte. Eva Maria Stöckler, Leiterin Zentrum für Zeitgenössische Musik Donau-Universität Krems, 2. Psychoakustische Aspekte. Wolfgang Dreier-Andres, Salzburger Volksliedwerk

Donnerstag, 27. August 2015
9-12 Uhr
- Wieviel Musik verträgt die Natur? Klaus Petermayr, Oberösterreichisches Volksliedwerk
- Die Stube als Ort. Konrad Köstlin
- Die Stube: Von der Wiege bis zur Bahre. Erika Sieder, Kulturinitiative WeXel
- Stubnmusi - ein Klang mit unüberhörbaren Folgen. Walter Deutsch, Ehrenpräsident Österreichisches Volksliedwerk

15-17.30 Uhr
- Vom Vorstadtwirtshaus zum bürgerlichen Ballsaal. Wiener Ballkultur und ihre Entwicklung zwischen den europäischen Revolutionen 1789 bis 1848. Reingard Witzmann, Ethnologin
- Volkskulturpraxis und Subsidiaritätsprinzip. 1. Zwischen Mehrzweckhalle und volkskulturellem Neuschwanstein. Simon Wascher, Musiker, Tänzer, Forscher, Veranstalter, 2. Schritte zum Tanzen. Workshop mit Hermann Haertel, Musiker und Simon Wascher

19.30 Uhr
Festabend "Volksmusiktriade auf der Grünbergalm" mit dem Hornquintett Matterhorns, dem Wiener Duo Walther Soyka & Karl Stirner und der Weltband. Bergfahrt 19 Uhr von der Talstation Grünberg-Seilbahn Gmunden.

Freitag, 28. August 2015
9-12 Uhr
- Das Florianisingen in der Südsteiermark. Vom Verschwinden eines Brauches, der am falschen Ort stattfand. Eva Maria Hois, Steirisches Volksliedwerk
- "Wir ziehen daher ...". Gegenwärtige Ansätze und Motive beim volksliedbasierten Singen in der Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern. Ernst Schusser, Leiter Volksmusikarchiv und Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern
- Von der Alp in den Salon. Die Schweizer Kühreihensammlungen des frühen 19. Jahrhunderts und ihre Rezeption in der Kunst- und Volksmusik. Brigitte Bachmann-Geiser, Ethnomusikologin, derzeit Lehrbeauftragte am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien

14.30-17 Uhr
- Die Gassenstückl. Zu einem Marginal des burgenländischen Hochzeitsbrauchtums. Sepp Gmasz, Kulturhistoriker, Ehrenobmann Burgenländisches Volksliedwerk
- Projektpräsentation Salzburger Straßenmusik. Roswitha Meikl, Salzburger Volksliedwerk
- Von der Wiese in den Ballsaal ... Transformation ein Konzept der Volkstanzpflege? Else Schmidt, Lehrerin am Haydn-Gymnasium Wien, Lehrbeauftragte am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, BundesArge Österreichischer Volkstanz
- Die Kaiserwiese in Wien - ein Ort urbaner Volkskultur? Irene Egger, Österreichisches Volksliedwerk

18-19.30 Uhr
Musik im Museum - Exkursion
Führung durch das Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg mit dem Kurator Michael Söllner

Samstag, 29. August 2015
9-12 Uhr
- "Wo die Musi spielt" - Feldforschen im Industrieviertel. Katharina Thenius-Wilscher, Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
- Matthias Tresterer: "Kunst Ort Brauch". Thomas Hörl, Künstler und Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Leiterin Salzburger Landesinstitut für Volkskunde
- Projekt "Interkultureller mobiler Musikunterricht". Wege musikalischer Relokation für AsylwerberInnen im Dialog mit regionalen Initiativen der Volkskultur und der Weltmusik. Karin Bindu, Ethnologin, Yaseen Mohammadi und Hamid Hazara aus dem Haus der Jugend Rechnitz, Norbert Schmid, Instrumentenhersteller

ab 12 Uhr
Musik und ihre Orte - Resümee und Ausblick, Justin Stagl, Universität Salzburg, Diskussionsleitung.
Diskussion mit Klaus Petermayr, Eva Maria Hois, Else Schmidt, Irene Egger

Teilnahme:
3 Tage: Eur 310
2 Tage: Eur 210
1 Tag: Eur 110 (inkl. Übernachtung)
1 Tag: Eur 60 (inkl. Verpflegung)

Studierende/SchülerInnen/Präsenzdiener erhalten 20 % Ermässigung
Für PädagogInnen: Die Sommerakademie gilt als Fortbildung der PH OÖ: LV-NR. 26F5ÜFME09
(kostenlose Teilnahme am Programm)
Eur 35 Verpflegung/ Tag
Eur 90 Verpflegung und Übernachtung / Tag

Im Preis enthalten: Nächtigung (EZ-Zuschlag Eur 10/Tag) im Hotel Magerl bzw. in der näheren Umgebung, Vollpension, Teilnahme am Programm, Sauna/Schwimmbad im Hotel, Hin- und Retourfahrt zum Schloss Kremsegg, Berg- und Talfahrt Grünbergalm.
Preise inkl. MwSt./exkl. Getränke

Anmeldung und Information
Die Anmeldung bis 31.7. 2015 per Telefon, Post, Fax oder E-Mail ist verbindlich. Rechnung wird nach erfolgter Anmeldung zugestellt und ist bis 12.8. 2015 einzuzahlen. Die Teilnahme am Festabend ist kostenlos.

Kontakt:
Österreichisches VolksLiedWerk
Operngasse 6
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1/512 63 35
Fax: +43 (0)1/512 63 35-13
Web: http://www.volksliedwerk.at
Mail: office@volksliedwerk.at

(Ende)
Aussender: VWGÖ - Verband Wissenschaftlicher Gesellschaften Österreichs
Ansprechpartner: Michaela Pinkawa
Tel.: +431 40160 31103
E-Mail: office@vwgoe.at
Website: www.vwgoe.at
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