pte20150529017 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Schlaftraining gegen Rassismus und Sexismus

Versuchsreihe mit Vorurteilen - Wirkung hält rund eine Woche an


Schlaf: neuer Ansatz gegen Vorurteile entwickelt (Foto: pixelio.de, Helga Gross)
Schlaf: neuer Ansatz gegen Vorurteile entwickelt (Foto: pixelio.de, Helga Gross)

Chicago (pte017/29.05.2015/11:30) Das Ausmaß von unbewussten rassistischen und sexistischen Vorurteilen kann durch die Art und Weise, wie das Gehirn lernt, im Schlaf verändert werden. Forscher der Northwestern University http://northwestern.edu haben schlafenden Probanden Töne vorgespielt, um Erinnerungen auszulösen und zu verstärken, deren Grundlage zuvor bei Übungen geschaffen worden war.

"Vielversprechender Ansatz"

Laut den in "Science" veröffentlichten Ergebnissen hielten die Veränderungen eine Woche lang. Experten halten den Ansatz für vielversprechend. Sie weisen jedoch auch auf offene ethische Fragen hin. Sexuelle und rassistische Vorurteile können häufig auch unbeabsichtigt sein, erklären die Experten, die Studien zu Computerspielen zitieren.

User neigten dazu, Figuren mit dunkler Hautfarbe häufiger zu erschießen. Den Wissenschaftler nach werden Männer Frauen vorgezogen, auch wenn sie über die gleichen beruflichen Qualifikationen verfügen. Die bestehenden Vorurteile wurden zu Beginn der wissenschaftlichen Untersuchung mithilfe einer Reihe von öffentlich zugänglichen Tests festgestellt.

In einem nächsten Schritt erhielten die Teilnehmer ein Training gegen Vorurteile. Während der Sitzungen wurden Fotos von Gesichtern mit Begriffen gepaart, die dem Gegenteil der gängigen Stereotype entsprachen. Gesichter von Frauen wurden zum Beispiel gemeinsam mit Wörtern wie "Mathematik" gezeigt, dunkelhäutige Gesichter mit positiven Ausdrücken wie "Sonnenschein".

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten

Während des Trainings wurden verschiedene Töne abgespielt. Sie waren leise auch während der 90 Minuten dauernden Schlafphase am Nachmittag zu hören. Es zeigte sich, dass die Testergebnisse bei sexuellen und rassistischen Vorurteilen verringert werden konnten. Dieser Effekt hielt ebenfalls zumindest eine Woche lang an.

Studienautor Ken Paller zufolge wurden die Teilnehmer nicht zu Interaktionen mit anderen Menschen oder zum Treffen von Entscheidungen über andere aufgefordert. Diese Art von Experimenten wäre aber nötig, um die vollen Auswirkungen des Verfahrens einzuschätzen.

"Wir gehen aber davon aus, dass eine Veränderung der unbewussten sozialen Vorurteile auch die getroffenen Entscheidungen beeinflusst", verdeutlicht Paller. Der Experte argumentiert, dass das Verfahren auch bei der Behandlung von Suchterkrankungen oder ungesundem Essverhalten zum Einsatz kommen könnte.

Ethische Fragestellungen im Blick

Gordon Feld und Jan Born von der Universität Tübingen http://uni-tuebingen.de bezeichneten die Studienergebnisse in einem Kommentar als die ersten, die bewiesen, dass dieses Verfahren eingesetzt werden kann, um langlebige und allgegenwärtige Reaktionsmuster zu verändern, die tief im Gedächtnis verwurzelt sind.

Die Experten geben aber auch zu bedenken, dass der Schlaf ein sensibler Zustand ist, in dem Menschen kein klares Bewusstsein haben. Laut Paller gibt es Ähnlichkeiten zu unterschwelligen Werbebotschaften. Aus diesem Grund müssten bei derartigen Forschungsprojekten auch ethische Fragestellungen berücksichtigt werden.

(Ende)
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