pte20150302003 Medien/Kommunikation, Forschung/Entwicklung

Medien bleiben bei heiklen Themen professionell

Forscher untersuchen "New York Times" sowie "Washington Post"


Journalist: auch bei Kontroversen professionell (Foto: Hofschlaeger/pixelio.de)
Journalist: auch bei Kontroversen professionell (Foto: Hofschlaeger/pixelio.de)

Tuscaloosa (pte003/02.03.2015/06:10) Jounalisten halten sich an verbreitete Regeln ihrer Profession, wenn sie sich mit schwierigen neuen Themen konfrontiert sehen. Sogar dann, wenn sie damit die Erwartungen der Leser enttäuschen, so die Vermutung einer aktuellen Untersuchung der University of Alabama http://ua.edu , die im Wissenschaftsmagazin "Journalism Studies" veröffentlicht wurde.

Fall Trayvon Martin im Blickpunkt

Anhand einer Untersuchung der Berichterstattung zum Tod des unbewaffneten 17-jährigen Farbigen Trayvon Martin, der 2012 von einem Latino, George Zimmermann, erschossen wurde, identifiziert Studienautor Dylan M. McLemore die Faktoren, die darüber entscheiden, in welchem visuellen Rahmen Journalisten polarisierende Ereignisse präsentieren. Martins Erschießung und später auch der Freispruch des Schützen wurden von der Diskussion über rassistische Motivation für Gewalt und Justizurteile begleitet.

Die Auswahl der Bilder, die ein Narrativ in einer Situation großer Unsicherheit begleiten, erfolge laut McLemore durch sogenannten Institutionellen Isomorphismus: durch gegenseitige Imitation. In der Medienlandschaft bedeutet das laut den Experten, dass kleinere, regionale Medien dem Vorbild der wichtigsten nationalen Medien folgen. Die Inhalte gleichen sich in der Folge zunehmend einander an.

187 Artikel und 117 Fotos analysiert

Imitations- und Angleichungseffekte können konterkariert werden, wenn die Ansichten und Erwartungen lokaler und besonders regionaler Gemeinschaften die Berichterstattung der Medien beeinflussen. Um herauszufinden, welcher Mechanismus den visuellen Rahmen der Berichterstattung dominierte, wurden Inhaltsanalysen von 187 Artikeln und 117 Fotos zweier nationaler Qualitätszeitungen - der "New York Times" und der "Washington Post" - sowie von drei Medien aus ethnisch unterschiedlich zusammengesetzten Gemeinschaften durchgeführt

In allen Medien dominierten die positiven Bilder von Martin. Auch sonst konnte in der Frühphase keine Evidenz für die Angleichung von regionalen und nationale Medien gefunden werden - genauso wenig für die Berichterstattung entlang der Interessen lokaler Gemeinschaften. Im Verlauf der Untersuchungen zum Todesfall veränderte sich die Berichterstattung über alle Medien hinweg sehr ähnlich.

Normativer Isomorphismus in Krisenzeiten

Die Wissenschaftler fanden im Zuge der Analyse der Artikel außerdem heraus, dass neue Ereignisse neue Fotos nach sich zogen. Infolge wurden einerseits mehr Fotos von Zimmermann veröffentlicht, außerdem häuften sich Bilder, auf denen nicht eine der zwei Personen, sondern mit ihnen verbundener Inhalt abgebildet war.

Der Normative Isomorphismus ist laut den Forschern typisch für Zeiten großer Unsicherheit. Kaum verwunderlich sei demzufolge, dass dieser Normative Isomorphismus aus einer breiten Akzeptanz und Anwendung professioneller Standards resultiert. In hoch kontroversen Angelegenheiten entscheiden demnach eher Normen als der Publikumsgeschmack, welche Bilder gezeigt werden. Die vollständige Studie ist unter http://bit.ly/1Gz4a5Z abrufbar.

(Ende)
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