pte20150115020 Kultur/Lifestyle, Unternehmen/Wirtschaft

Weltmuseum Wien macht mobil

Petition gegen geplante ''Redimensionierung'' verabschiedet


Innenhof des Weltmuseums (Foto: Wikimedia Commons/Gryffindor)
Innenhof des Weltmuseums (Foto: Wikimedia Commons/Gryffindor)

Wien (pte020/15.01.2015/13:55) "Es ist ein Skandal und eine unglaubliche Schande, was mit dem Weltmuseum derzeit passiert", sagt Erwin Melchart, Präsident der Freunde des Weltmuseums, gegenüber pressetext. Er beschreibt damit seine Betroffenheit und Empörung über die geplante "Redimensionierung" der wertvollen ethnografischen Sammlung am Wiener Heldenplatz http://weltmuseumwien.at . Diese war gestern Abend Gegenstand einer lebhaften Podiumsdiskussion unter Exponenten aus Wissenschaft, Kultur, Journalismus und zahlreichen weiteren Unterstützern. Ihren Widerstand gegen die Pläne von Kulturminister Josef Ostermayer haben sie im Anschluss daran mit einer verabschiedeten Petition unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien http://ksa.univie.ac.at .

Vom Rückenwind zum Gegenwind

Die Unterstützer des Weltmuseums fordern vom zuständigen Minister seine Entscheidung zu revidieren, wonach die Ausstellungsfläche künftig nur mehr halb so groß und die Basisabgeltung eingefroren werden soll. Zusätzlich soll das geplante Museumscafe nicht von der Liste gestrichen werden. Sollte diese Forderung ungehört bleiben, wären weniger Platz und weniger Geld die Folge. Museumsdirektor Steven Engelsmann will das nicht einfach so hinnehmen: "Das Weltmuseum soll ein Ort der Begegnung und kulturellen Vielfalt sein. Dafür braucht es nicht nur Säle und Vitrinen, sondern auch Platz für Kinder und Veranstaltungen", so der Niederländer.

Das ehemalige Völkerkundemuseum wurde Anfang November für Umbauarbeiten geschlossen, um sich 2017 in neuem Glanz zu präsentieren. Nach der abgeschlossenen Planung durch die Museumsleitung stand das Vergabeverfahren an. Doch dazu ist es nicht gekommen. Minister Ostermayer ordnete einen überraschenden Stopp sämtlicher Aktivitäten und eine Redimensionierung an. "Aus dem Rückenwind wurde ein Gegenwind", bringt es Engelsmann auf den Punkt. Trotz der großen Anzahl an kostbaren Beständen soll das zu den weltweit fünf bedeutendsten ethnografischen Häusern zählende Museum also verkleinert werden. "Es ist eine Schande, dass man uns diese wertvollen Objekte vorenthält", so Galerist Philipp Konzett. Über die geplante Redimensionierung zeigt sich auch Andre Gingrich enttäuscht. Für den Direktor des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften http://oeaw.ac.at handelt es sich dabei um ein "kulturpolitisches Pfusch-Verfahren".

Budgetäre Engpässe

Der Grund, weshalb das Weltmuseum mit weniger Ressourcen ausgestattet sein soll als geplant, liegt in anderen Projekten. So soll in der Neuen Burg künftig auch das vieldiskutierte "Haus der Geschichte Österreichs" untergebracht sein und ein "Tiefspeicher" der Nationalbibliothek entstehen. Das alles unter einen Hut zu bringen, erweist sich als schwierig, zumal der budgetäre Spielraum überschaubar ist. Insgesamt waren für den Umbau des Weltmuseums 27,5 Mio. Euro veranschlagt. Nun soll das Kunsthistorische Museum http://khm.at , zu dem das Weltmuseum gehört, dem Ministerium einen redimensionierten Entwurf vorlegen. Die Zugehörigkeit zum Verband des Kunsthistorischen Museums sorgt ebenso für Unmut. So fordert Erwin Melchart eine Ausgliederung des Weltmuseums und Wiederherstellung seiner finanziellen und administrativen Unabhängigkeit.

Helmuth Niederle, Präsident des PEN-Club Österreich http://penclub.at , beklagt, dass auf der einen Seite einige Museen von der hiesigen Kulturpolitik besonders fördert und vergrößert werden, während das Weltmuseum von Kürzungen betroffen ist. "Man wird es dieser Regierung nie verzeihen, wenn dieses Museum den Bach runtergeht", so Niederle, der das Weltmuseum als "Fenster zur Welt" verstanden haben will. Dass Teile des Museums ausgerechnet einem Haus der Geschichte Österreichs weichen sollen, kritisiert vor allem Eva Bliminger, Rektorin der Akademie der Bildenden Künste http://www.akbild.ac.at . Es handle sich dabei um eine Hegemonialisierung von Geschichtsbewusstsein. "Ein Haus der Geschichte Österreichs braucht es nicht", so Bliminger, die dafür von den Veranstaltungsbesuchern großen Applaus erntet. Sie plädiert für ein vergrößertes Weltmuseum als Haus der Weltgeschichte.

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