pte20140709006 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

WHO unterschätzt Zahl der Kinder mit Tuberkulose

Mathematisches Modell geht von 25 Prozent mehr Betroffenen aus


Tuberkulose-Bakterien: Bei Kindern schwer erkennbar (Foto: flickr.com/NIAID)
Tuberkulose-Bakterien: Bei Kindern schwer erkennbar (Foto: flickr.com/NIAID)

Sheffield/London (pte006/09.07.2014/10:30) Weltweit erkranken laut einer Studie in Lancet Global Health http://thelancet.com/journals/langlo jährlich mehr als 650.000 Kinder an Tuberkulose. Diese Zahl ist um fast 25 Prozent höher als die derzeit geltenden Vorhersagen der Weltgesundheitsorganisation http://who.int . Experten wie der leitende Wissenschaftler Peter Dodd argumentieren laut BBC, dass die Gesundheitspolitiker eine riesige Chance versäumen, die Ausbreitung dieser Krankheit zu verhindern. Die WHO plant, ihre Schätzungen für die nächste erscheinende Studie zu überprüfen.

Tuberkulose kann bei Kindern schwer zu diagnostizieren sein. Jüngere Menschen tragen weniger Bakterien in sich als Erwachsene. Dazu kommt, dass es schwieriger sein kann, entsprechende Proben zu erhalten. 2012 stellte die WHO die ersten internationalen Schätzungen über die Anzahl der an Tuberkulose erkrankten Kinder an. Sie sagte jährlich rund 530.000 Fälle voraus. Wissenschaftler der University of Sheffield http://sheffield.ac.uk , des Imperial College London http://imperial.ac.uk und der Global Alliance for TB Drug Development http://tballiance.org gehen jetzt jedoch davon aus, dass diese Zahlen nicht die ganze Wahrheit zeigen. Sie beruhen nämlich auf den Daten, die von offizieller Seite zur Verfügung gestellt werden. Die Qualität dieser Daten ist laut den Wissenschaftlern jedoch sehr unterschiedlich.

Mathematisches Modell basiert auf Erwachsenen

Dazu kommt, dass Erkrankungen fallweise auch übersehen werden, da immer noch die Vorstellung vorherrscht, dass Kinder nicht infektiös seien und daher ein geringeres Problem darstellten als Erwachsene. Als Reaktion auf eine Aufforderung der WHO nach alternativen Lösungen für das Problem zu suchen, entwickelten die Wissenschaftler für die aktuelle Studie ein mathematisches Modell, das sich auf die Daten von erkrankten Erwachsenen konzentriert. Basierend auf der Berücksichtigung des natürlichen Verhaltens der Bakterien und der Anzahl der Erkrankungen von Erwachsenen in Haushalten und Gemeinschaften in den 22 Ländern mit den höchsten Erkrankungszahlen, gelangten die Forscher zu einer Schätzung, wie viele Kinder erkrankt sein müssten.

Prävention bei Kindern fehlt fast ganz

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass derzeit rund 15 Millionen Kinder im gleichen Haushalt mit einem Erwachsenen leben, der an infektiöser Tuberkulose leidet. Fast 53 Millionen Kinder leiden an der inaktiven Form der Krankheit. Sie kann jedoch jederzeit zur infektiösen Form der Krankheit werden. Diese Schätzungen legen nahe, dass jährlich fast zwei Drittel der Fälle aktiver Tuberkulose nicht erkannt werden. Dodd betonte, dass die Kinder bei der Bekämpfung von Tuberkulose zu häufig ignoriert werden würden und das, obwohl sie eine wichtige Rolle spielen. "Eine bessere Prävention könnte die Anzahl der an Tuberkulose erkrankten Kinder drastisch senken."

(Ende)
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