pte20140418002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Antivirales Medikament gegen Masern in Sicht

Entwicklung von "ERDRP-0519" allerdings nicht ohne Probleme


Virus: Forscher arbeiten unter Hochdruck an Medikament (Foto: pixelio.de, Aka)
Virus: Forscher arbeiten unter Hochdruck an Medikament (Foto: pixelio.de, Aka)

Atlanta (pte002/18.04.2014/06:05) Einige neue Medikamente könnten Viren womöglich in gleicher Weise bekämpfen, wie dies Antibiotika bei Bakterien tun. Sie sind allerdings nur gegen Masern wirksam. Eines dieser Mittel mit der Bezeichnung "ERDRP-0519" wurde 2007 vom Forscher Richard Plemper an der Emory University http://emory.edu entdeckt. Es könnte bald helfen, das Virus an der Ausbreitung zu hindern - und zwar bei Menschen, die entweder nicht gegen Masern geimpft sind oder bei denen die Impfung nicht gewirkt hat.

34.000 Verbindungen analysiert

Die Wissenschaftler untersuchten 34.000 Verbindungen auf Aktivitäten gegen Masern. In einem automatisieren System wurden Zellkulturen untersucht, wenn sich das Virus vermehrte. Medikamente gegen Viren zielen nicht darauf ab, diese abzutöten, sondern nur darauf, sie an der Vermehrung zu hindern. ERDRP-0519 blockierte die RNA-Polymerase der Masern und damit ein Enzym, das für die Vermehrung von entscheidender Bedeutung ist. In einem nächsten Schritt galt es das Medikament bei einer wirklichen Infektion zu testen.

Allerdings erkranken nur Primaten an Masern. Daher versuchten es die Forscher zuerst mit der Staupe, die bei Frettchen zum Tod führen kann. Den Tieren wurde das Medikament zwei Wochen lang oral verabreicht. Sie erhielten es entweder einen Tag vor oder drei Tage nach der Infektion mit Staupe. Die Tiere, die kein Medikament erhielten, starben in der Folge. Tiere, die es am dritten Tag erhielten, überlebten und entwickelten sogar eine ausreichende Immunität gegen eine neue Infektion.

Frettchen, die das Medikament kurz vor der Infektion bekamen, starben hingegen zwei Wochen nachdem sie keine Medikamente mehr erhielten. Sie wurden auch nicht gegen Masern immun. Tests ihrer Immunreaktion legen nahe, dass das Medikament die Vermehrung des Virus so vollständig stoppte, dass es nie zur Ausbildung einer Immunität kam. Daher reagierten sie auch auf das am Ende der Behandlung noch verbleibende Virus.

Einsatz beim Menschen als Ziel

Damit das Medikament beim Menschen wirkt, muss es laut einem Bericht in Science Translational Medicine http://stm.sciencemag.org nach dem Kontakt mit dem Virus eingenommen werden - und das, bevor sich die ersten Symptome zeigen. Das kann bis zu zwei Wochen dauern. Daher sollte ausreichend Zeit vorhanden sind, das gesamte Umfeld einer erkrankten Person ebenfalls zu behandeln. Nach dem Einsetzen der Symptome hört dieses Virus laut Plemper ohnehin auf, sich zu vermehren. Daher hätte ein weiteres Blockieren nur wenig Wirkung.

In einem nächsten Schritt soll erforscht werden, wie spät nach der Infektion eine Behandlung noch eingeleitet werden kann. Es sollen laut einem New-Scientist-Artikel auch Tests mit wirklichen Masern an Totenkopfäffchen durchgeführt werden. Plemper hofft, dass die Verabreichung des Medikaments vor der Infektion bei Masern besser funktioniert als bei Staupe. Bei Masern handelt es sich um eine leichtere Erkrankung. Eine Abschwächung könnte für eine erfolgreiche Behandlung ausreichend sein.

Große Gefahr von Mutationen

Ein weiteres mögliches Problem mit einem antiviralen Medikament gegen Masern ist die mögliche Entstehung von Mutationen, die resistent gegen das Medikament sind. Im schlimmsten Fall könnten diese mutieren Formen sich stärker ausbreiten als die ursprünglichen Masern. Die Schaffung eines gefährlicheren Virus könnte daher schlimmer sein, als das Medikament überhaupt nie zum Einsatz zu bringen. Daher testeten die Wissenschaftler das Medikament bei Zellkulturen.

Es zeigte sich, dass es tatsächlich zu resistenten Mutationen kommt. Sie sind allerdings weniger übertragbar und virulent als natürlich vorkommende Masern. Das könnte allerdings nicht ausreichen, um die Vorbehalte von Experten auszuräumen. Auch bei Tamiflu schienen die Mutationen bei ähnlichen Labortests nur wenig gefährlich. 2007 dominierte dann allerdings eine resistente Mutation einen ganzen Virenstamm. Plemper fordert daher, dass jeder Einsatz des neuen Medikaments unter strenger Überwachung stattfindet.

(Ende)
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