pte20140417001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Herzerkrankungen: "Polypill" wirkt wie Einzelmittel

Forschungsstand untersucht - Keine ernsten Nebenwirkungen bekannt


"Polypill": nur noch eine Tablette statt vieler (Foto: pixelio.de, Andrea Damm)

London (pte001/17.04.2014/06:00) Alle Herzmedikamente in einer kombinierten Tablette einzunehmen, ist so wirksam, wie jedes Präparat einzeln zu schlucken. Zu diesem Ergebnis kommt die bisher umfangreichste Analyse zur sogenannten "Polypill" durch die Cochrane Heart Group http://heart.cochrane.org . Eine Polypill kann bis zu fünf verschiedene Medikamente wie Statine, Aspirin und Mittel zur Senkung des Blutdrucks enthalten. Laut Befürwortern verringert sich dadurch die Anzahl der Todesfälle und die der einzunehmenden Medikamente.

Kombinieren möglich

Das Team um Mark Huffman von der Northwestern University http://northwestern.edu untersuchte neun randomisierte kontrollierte Studien zu verschiedenen Arten von Polypills. Insgesamt wurden die Daten von 7.047 Erwachsenen mittleren Alters für den Zeitraum 2009 bis 2013 ausgewertet. "Es gibt keine deutlichen Hinweise darauf, dass es bei dieser Kombination von Medikamenten zu Problemen kommen kann", so Huffman.

Laut der Cochrane Database of Systematic Reviews senkt die Polypill den Blutdruck und den Cholesterinwert. Allgemein war bei den Patienten die Wahrscheinlichkeit einer kardiovaskulären Erkrankung oder zu sterben in etwa gleich hoch, als wenn die Tabletten gemeinsam, verteilt oder nach der Verschreibung des Arztes eingenommen wurden. Bei der Einnahme der Polypill berichteten rund sechs Prozent mehr Patienten von Nebenwirkungen wie Husten oder Verdauungsstörungen. Es gab keine Berichte über ernste Nebenwirkungen.

Regelmäßigere Einnahme

Eine Studie kommt zu dem Ergbnis, dass Patienten durch die Polypill um 33 Prozent wahrscheinlicher ihre Medikamente einnahmen. Andere Ergebnisse legten nahe, dass diese Patienten eher die Einnahme überhaupt beendeten. Laut Huffman macht die Unterschiedlichkeit der untersuchten Studien einen Vergleich schwierig.

Einige Kontrollgruppen erhielten nur ein Blindpräparat, andere nahmen verschiedene Kombinationen von Medikamenten ein. Die Krankheitsgeschichten der Studienteilnehmer waren ebenfalls sehr unterschiedlich. Bei manchen wurde eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bereits diagnostiziert, andere litten unter Typ-2-Diabetes oder unter hohem Blutdruck. Dem Wissenschaftler zufolge sollte aber berücksichtigt werden, dass keiner der Studienteilnehmer vollständig gesund war.

Weitere Ergebnisse erwartet

Einem Bericht des New Scientist nach laufen derzeit mindestens sechs verschiedene Studien zu den Kombinationspräparaten. Mit Ergebnissen ist im nächsten Jahr zu rechnen. Basierend auf diesen Forschungsergebnissen werden die Wissenschaftler ihre Einschätzung aktualisieren. Die vorliegende Einschätzung sollte auch als Entscheidungshilfe für die mögliche Zulassung der Polypill dienen können.

Als das Team um Nicholas Wald vom Wolfson Institute of Preventive Medicine http://wolfson.qmul.ac.uk die Idee zur Polypill 2003 erstmals hatte, argumentierten die Wissenschaftler, dass jeder über 55 Jahren sie präventiv einnehmen sollte. Diese Theorie wurde bisher noch nicht überprüft. Laut Huffman handelt es sich um eine Hypothese. "Es ist eine Theorie, sie ist interessant. Es gibt aber keine Beweise dafür."

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Michaela Monschein
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: monschein@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|