pte20121116001 Technologie/Digitalisierung, Produkte/Innovationen

Groteske App: Mädchen beobachtet Nutzer

Stalking über Smartphone für einen Euro möglich


Handy: Unheimliche App stalkt Nutzer (Foto: pixelio.de, Rödi)
Handy: Unheimliche App stalkt Nutzer (Foto: pixelio.de, Rödi)

Osaka/Passau (pte001/16.11.2012/06:00) Smartphone-Besitzer haben nun die Möglichkeit, sich für rund einen Euro von einem attraktiven Mädchen über eine japanische App beobachten zu lassen. Die etwas ungewöhnliche Technologie von Ningen Inc. heißt "Watching cute girl", wobei die junge Frau auf dem Display den Nutzer anstarrt und gelegentlich auch Kommentare wie "Dich anzusehen macht mich glücklich" von sich lässt. Zusätzlich kann sie ein Foto von dem Nutzer in den Händen halten. Sie umfasst 180 vorgefertigte Aussagen und ist zeitmäßig synchronisiert, so dass es einem vorkommt, als wäre das Mädchen live über das Handy anwesend.

Zweck nur begrenzt

"Solch eine App kann unterschiedliche Effekte auf den Nutzer haben. Schon von klein auf sind für das Wohlbefinden des Menschen soziale Beziehungen lebenswichtig und zentral. Bezogen auf die App kann man davon ausgehen, dass hier eine Beziehung simuliert wird, welche auf eigenen Wunsch abgebrochen und wieder aufgenommen werden kann", erläutert die Klinische- und Gesundheitspsychologin Franziska Lugmayr gegenüber pressetext. Dahingehend könne das Bedürfnis nach Beziehung befriedigt werden und dabei zum Beispiel auch Einsamkeit gelindert werden.

Depressiven und einsamen Personen könne diese Technologie demnach ein positives Gefühl verschaffen. "Kritisch ist jedoch hierbei zu hinterfragen, ob sie vollständig traditionelle face-to-face Beziehungen ersetzen kann. Dies bezweifle ich in Bezug auf den derzeitigen technologischen Stand", so die Expertin.

Vorsicht bei Kindernutzung

"Potentielle Risiken sehe ich persönlich dahingehend, dass relevante Fertigkeiten und Kompetenzen wie etwa Konfliktfähigkeit zunehmend verkümmern", so Lugmayr. Wenn Kinder eine solche App nutzen, könne dies laut der Fachfrau unterschiedliche Risiken mit sich bringen. "Wenn die App für Kinder zugänglich ist, kann das zum Glauben führen, diese junge Frau sei tatsächlich real", führt sie aus. Mögliche Konsequenzen seien schwer vorauszusagen. Falls sich die App durchsetzen sollte, könnte sich laut der Expertin bei manchen Menschen tatsächlich der Schwerpunkt von traditionellen Beziehungen mit realen Personen in Richtung Beziehung mit virtuellen Gestalten hin verlagern.

"Ist diese App so realitätsnah, dass der Handy-Besitzer Gespräche mit dem Mädchen führen kann, dann kann er zudem in eine virtuelle Welt flüchten beziehungsweise seine realen sozialen Kontakte zugunsten des simulierten Gegenübers vernachlässigen oder abbrechen, weil seine Bedürfnisse nach sozialen Kontakten auch so befriedigt werden", so die Fachfrau. Eine soziale Isolation sei aus diesem Grund nicht auszuschließen.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Andreea Iosa
Tel.: +43-1-81140-306
E-Mail: iosa@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|