pts20120920006 Bildung/Karriere, Technologie/Digitalisierung

Future Network: Treffen zu Business Technology, Big Data, BITCoin, Open Data

Technologieoutlook und IT-Trends als Chance für den Geschäftserfolg


Zürich (pts006/20.09.2012/10:00) Einen bunten Querschnitt aktueller IT-Trends bekamen die Besucher beim diesjährigen Zürcher Netzwerktreffen des Future Network vom 11. September 2012 serviert. Wie schon in den Jahren zuvor fand das Treffen an der Universität Zürich statt, die Themen reichten von Big Data über digitales Open-Source-Geld bis hin zu Smart Grid und Open Data. Im Rahmen des sechsten Zürcher Technologieoutlooks für den Geschäftserfolg veranstaltet von Future Network, der Schweizer Informatik Gesellschaft, der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit CON.ECT Eventmanagement skizzierten die Vortragenden die kommenden Probleme.

Big Data

Den Auftakt zur Konferenz bildete einmal mehr der renommierte Trendforscher Moshe Rappoport vom IBM Research Lab Zürich/Rüschlikon, der über die Herausforderungen und Möglichkeiten von Big Data sprach. Kein Begriff sei im vergangenen Jahr so schnell von Marktforschern, Medien, aber eben auch der Business-Welt aufgenommen worden, wie Big Data. Für Unternehmen bietet die intelligente Auswertung der vorhandenen digitalen Daten ganz neue Möglichkeiten, um mit Kunden in Interaktion zu treten. Kunden wiederum könnten von individuellen Angeboten profitieren.

Anstatt stundenlang im Internet nach Angeboten zu suchen, werden Konsumenten zukünftig automatisch und in Echtzeit auf ihrem Smartphone informiert, wenn ein bestimmtes Kameramodell im Elektronikgeschäft ums Eck gerade in Aktion ist. "Das ist wie früher, als die Verkäuferin im Tante-Emma-Laden den Kunden noch persönlich kannte und diesem zugeschnittene Angebote und Waren nahelegen konnte. Entgegen der derzeitigen E-Mail- und Werbeflyer-Flut wird der Kunde nur über die Dinge informiert, die ihn wirklich interessieren", meinte Rappoport.

Damit Tante Emma wieder Realität wird, ist aber ein hoher Aufwand an intelligenter Datenanalyse und -verknüpfung notwendig. Als Datenpool gelten von Menschen erzeugte Informationen ebenso wie die zunehmend in technischen Geräten und Objekten verbauten Sensoren, die Temperatur, Geolocation, aber auch jede Interaktion des Geräts mit seiner Umwelt messen können. Neben strukturierten Daten, über die vor allem Unternehmen verfügen, wie Adresse, Geschlecht, Alter oder was an Stammkunden-Daten noch alles gesammelt wurde, spielt bei Big Data vor allem die Auswertung von unstrukturierten Daten aus sozialen Netzwerken, E-Mails und anderen Kommunikationsformen im Netz eine Rolle.
Selbst ein einzelner Tweet kann erstaunliches Informationspotenzial beinhalten. Ein Tweet wie "Bin mit der Swiss von London in Zürich gelandet, brauche einen Kaffee bei Starbucks" enthalte mit "Swiss", "Zürich Airport" und "Starbucks" gleich drei Unternehmen. Ohne den Twitter-User persönlich zu kennen, kann ein intelligentes System aufgrund der Angaben erkennen, auf welchem Terminal der Fluggast gelandet ist und dass er jetzt nach einem Kaffee sucht. "Wenn man diese Informationen richtig und vor allem in Echtzeit analysieren kann, könnte man dem Fluggast ein paar Vorschläge für Kaffee am Flughafen machen, ihm am Handy anzeigen, wie er auf dem schnellsten Weg dorthin kommt und sogar noch einen Coupon für eine Ermäßigung beilegen", sagt Rappoport.

Ein Problem für die Auswertung der vielen Daten ist aber deren Unzuverlässigkeit und oftmalige Zweideutigkeit. "Für einen Computer ist es gar nicht einfach zu erkennen, ob bei der Eingabe 'Paris Hilton' nun das Hotel in Paris oder eigentlich die bekannte Persönlichkeit gemeint ist", so Rappoport. "Auch die Durchschnittstemperatur des Death Valley mit 25 Grad, die ein Computer im Vergleich von Regionen heranziehen und als äußerst lebenswerter Ort anführen könnte, ist irreführend, wenn ich weiß, dass es dort in der Nacht Minusgrade und am Tag plus 50 Grad hat."
Dass das Potenzial von Big Data nur unter Berücksichtigung des Datenschutzes ausgeschöpft werden kann, steht für den IBM-Forscher allerdings außer Frage. "Viele der skizzierten Beispiele, in denen persönliche Informationen ausgewertet werden, dürfen meiner Meinung nach nur mit Opt-in, also dezidierter Zustimmung der betreffenden Person umgesetzt werden. Für gesellschaftlich relevante Erkenntnisse, die etwa im Gesundheits- oder Schulsystem, für den Katastrophenschutz oder in der Städteplanung gewonnen werden, muss hingegen die Anonymisierung und Sicherheit der verarbeiteten Daten absolut gewährleistet sein", so Rappoport.

Open Data

Ein zunehmend populärer Weg, wie die anfallende Datenflut wirtschaftlich, aber auch kulturell und gesellschaftlich genutzt werden kann, ist Open Data. André Golliez, der maßgeblich für die Gründung der Schweizer Open-Data-Initiative mitverantwortlich zeichnet, gab in seinem Vortrag einen Überblick über die Strategien diverser Länder und der EU und welche Herausforderungen und Chancen Open Data für Unternehmen, Behörden, aber auch Bürger bedeutet.

Die EU etwa prognostiziert einen Wachstumsschub von 40 Mrd. Euro pro Jahr und gibt ihrerseits 100 Mio. Euro in den Jahren 2012 und 2013 aus, um Forschungsarbeiten und Technologien im Zusammenhang mit Open Data zu fördern. In erster Linie gehe es bei Open Data darum, ohnehin schon gesammelte (anonyme) Daten frei zur Verfügung zu stellen und so eine Weiterverarbeitung zu ermöglichen. Gefragt sind diesbezüglich vor allem Regierungen und Behörden, die ohnehin über riesige Datenerhebungen verfügen und diese nun der Allgemeinheit, aber auch der Wirtschaft für interessante Projekte zur Verfügung stellen kann.

Laut einer aktuellen Schweizer Studie zum Thema Open-Government-Data (OGD), die Golliez ebenfalls in Auszügen vorstellte, werden OGD-Initiativen in der Schweiz als lohnend empfunden, da sie enormes Potenzial für gesellschaftlichen Nutzen und wirtschaftliches Wachstum bieten. Durch die Freigabe der Daten werde der Grundgedanke des Öffentlichkeitsprinzips und die Transparenz sowie die allgemeine Zusammenarbeit in der Verwaltung gestärkt. Die Investitionen für OGD seien verglichen mit dem Potenzial minimal, zumal eine wachsende Zahl von Privatpersonen und Firmen bereit sei, auf Basis der Daten innovative Informationsdienstleistungen zu entwickeln und sich ihrerseits an der Verbesserung der Datenqualität zu beteiligen.

Bitcoin

Einen interessanten Einblick in das nicht unumstrittene digitale Open-Source-Geld Bitcoin lieferte Clemens Cap, Universitätsprofessor in Rostock. Er sieht die virtuelle Währung angesichts jüngster Bankenkrisen und der steigenden Skepsis gegenüber dem Finanzsystem als interessanten Gegenentwurf, der sich in der Praxis längerfristig erst beweisen muss. Die Idee dahinter ist jedenfalls spannend. Anstatt von einigen wenigen Instanzen kontrolliert zu werden, muss der Anwender bei Bitcoin der Allgemeinheit vertrauen, die im Mehrheitsrecht über alle Schritte der Währung entscheidet und Transfers mittels kryptographischen Mechanismen schützt.

Anders als im klassischen Finanzsystem funktioniert das Währungssystem ohne Bank und Personalausweis, jeder User fungiert gleichsam als Betreiberknoten, auf dem alle Konto-Stände der Adressen abgespeichert sind. Dieses hunderttausendfache Backup macht das System sicher, aber gleichzeitig auch langsam. Eine weltweite Überweisung geht dennoch recht rasch und dauert im Normalfall nur wenige Sekunden. Nach etwa einer Stunde kann sich der Empfänger praktisch sicher sein, dass bei der Transaktion alles glatt gelaufen ist, Transaktionsgebühren bzw. etwa auch eine politische Einflussnahme auf gewisse Geldflüsse, wie sie etwa die Wikileaks-Stiftung erleben mussten, fallen weg.

Da die Geldschöpfung algorithmisch eingeschränkt ist, ist eine Währungsinflation praktisch ausgeschlossen. Ob dies volkswirtschaftlich gesehen ein probates Zukunftsmodell wäre und auch die hin und wieder auftretenden Probleme mit dem Verlust von digitalen Schlüsseln und somit der digitalen Währung in den Griff zu bekommen sind, bleibt abzuwarten. Zuletzt wurde an dem Währungssystem auch kritisiert, dass kriminelle Organisationen und Drogenhändler darin Unterschlupf finden.

Smart Grid

Die intelligente Stromversorgung der Zukunft über sogenannte Smart Grids zählt derzeit zu den umstrittensten Themen in ganz Europa. Bernhard Hämmerli, Präsident der Schweizer Informatikgesellschaft, zeigte in seinem Vortrag einige der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Implikationen auf, die eine flächendeckende Einführung intelligenter Netze mit sich bringen könnte. Abgesehen von der doch erheblichen Investitionssumme, die in ein Upgrade der Infrastruktur investiert werden muss, könne sich die steuerbare Lastenverteilung bei einer Stromkrise als rettende Maßnahme erweisen, um ein viel gefürchtetes Black-out zu verhindern.

Technisch sei bereits jetzt sehr viel möglich, um die Verteilung von Strom in Haushalten und Büros intelligent zu steuern. Die Frage sei allerdings, ob alle Maßnahmen von den Bürgern auch gewollt seien, zumal in puncto Privatsphäre, Sicherheit und auch der fairen Preisgestaltung noch viele Fragen offen seien. In einem amerikanischen Forschungsprojekt wurde gezeigt, dass ohne Masnahmen zur Privatheit die smarten Stromzähler offenbaren, wie viele Personen sich gerade in einem Haushalt befinden und ob diese gerade fernsehen oder kochen. Generell stelle sich auch die Frage, ob man jetzt große Summen für eine Netzumrüstung investieren soll, obwohl noch kaum Applikationen für die zusätzlichen Möglichkeiten der Smartmeter eingesetzt werden. Ausserdem wurde ein Querdenker zitiert, der die Zukunftsszenarien der Mangellagen - zumindest in energieversorgungstechnisch gut ausgerüsteten Ländern wie der Schweiz oder Österreich - hinterfragt und der Meinung ist in die Erzeugung des Stroms statt die Bewirtschaftung der Mangellage zu investieren. Sicher eine These die bedacht werden soll, jedoch unter Berücksichtigung, dass die neuen Erzeuger smarte Verwaltung brauchen.

Von der IT zur Business-Technologie

Einen Überblick über 40 Jahre IT-Entwicklung gab schließlich der IT- und Software-Berater Avigdor Luttinger. Anfangs als völlig elitäre Technologie eingeführt, die nur wenigen Einzelpersonen und Unternehmen zur Verfügung stand, habe sich die IT mittlerweile zu einem allgegenwärtigen Gebrauchsgegenstand entwickelt (Business Technology), der allen offen stehe und die Welt miteinander verknüpfe. Für Unternehmens-IT sowie das Management würden in diesem Jahrzehnt vor allem die sozialen Plattformen bzw. die damit verbundenen Fähigkeiten und Erfordernisse der Mitarbeiter die große Herausforderung sein.

Denn während Kunden und Arbeitnehmer sozial auf Facebook, Twitter, Google und anderen Webplattformen unterwegs seien und auch den Drang verspüren, Informationen zu teilen, würden sich Unternehmen nicht zuletzt durch gewachsene Hierarchien immer noch schwer tun, mit den neuen Begebenheiten der jüngeren Generationen mitzukommen. Aus Sicht der IT müsse der Service-Charakter und die Mitarbeit vielmehr im Vordergrund stehen, um im Business der Zukunft erfolgreich zu sein. Gleichzeitig müssten Unternehmens-Verantwortliche verstehen, dass IT nicht nur ein wichtiger Partner für das Business sei, sondern ganz oft "das" Business sei, so Luttinger.

Wiki-Docs und Security

Abgerundet wurde das Netzwerktreffen durch zwei Vorträge, in denen zum einen das kollaborative Dokumenten-Tool Wiki-Docs von
Gentics-Mitgründer Alexander Szlezak vorgestellt, sowie die neuesten Sicherheits-Trends etwa im Bereich Smartphone-Apps von
SBA-Research-Mitarbeiter Edgar Weippl präsentiert wurden.

Als Eventpartner der 6. Zürcher Konferenz fungierten:
Die Schweizer Informatikgesellschaft. Diese vereinigt am Fachgebiet der Informatik Interessierte zu Weiterbildung und Erfahrungsaustausch sowie allgemein zur Förderungsaustausch sowie allgemein zur Förderung der Informatik in der Schweiz in Theorie und Praxis. http://s-i.ch

Future Network Cert die Zertifizierungsstelle für das Zertifikat "Certified Professional for Requirements Engineering - CPRE" in Österreich und der Schweiz und international für das Zertifikat "Certified Professional for Software Architecture - CPSA". http://future-network-cert.at

Die Helpdesk und Servicevereinigung Schweiz. Diese bietet eine Plattform für gegenseitigen Austausch und organisiert themenbezogene Veranstaltungen. http://hdsv.ch

CON.ECT Eventmanagement. Conect bietet Technologie- und Businessthemen in Form von informativen Seminaren und Konferenzen an. http://conect.at

Durch die Veranstaltung führte Bettina Hainschink.

(Ende)
Aussender: Future Network
Ansprechpartner: Mag. Bettina Hainschink
Tel.: +43 1 522 36 36 36
E-Mail: office@future-network.at
Website: www.future-network.at
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