pte20120906003 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Digitale Räuber stehlen 250.000 Dollar in Bitcoins

Betroffene Börse "BitFloor" stellt Betrieb vorerst ein


Münzen: können digital geklaut werden (Foto: pixelio.de, Petra Bork)
Münzen: können digital geklaut werden (Foto: pixelio.de, Petra Bork)

Wien (pte003/06.09.2012/06:10) Die Online-Wechselstube BitFloor, bei der User reale Währungen gegen die digitale Währung Bitcoins (BTC) tauschen können, wurde Opfer eines Überfalls. Ein Hacker hat sich Zugang zu einer unverschlüsselten Backup-Datei mit den Schlüsseln zu elektronischen Geldbörsen des Unternehmens verschafft, und so 24.000 BTC auf eigene anonyme Konten transferiert. Nach aktuellem Kurs entspricht das etwa einer Viertelmillion US-Dollar oder rund 205.000 Euro. Der Betreiber von BitFloor, Roman Shtylman, hat den Einbruch zugegeben und angekündigt, sämtliche Geschäfte der Plattform vorerst auszusetzen, wie Cnet berichtet.

"Den Schaden hat vorerst nur der Betreiber von BitFloor, weil der Einbrecher das Geld aus seiner digitalen Brieftasche gestohlen hat. Wenn der Dieb sich nicht besonders dumm anstellt, wird es kaum möglich sein, die gestohlenen Coins zu seiner Person zurückzuverfolgen, da zwar alle Transaktionen öffentlich, aber pseudonym sind. Für andere Bitcoin-User, aber auch den Dieb selbst, besteht die Gefahr, dass der Kurs der BTC fällt, sollte der Dieb nun versuchen, diese große Menge mit einem Mal in Dollar zu tauschen", sagt Bitcoin-Experte Linus Neumann http://www.linus-neumann.de gegenüber pressetext.

Verrufene Digi-Taler

Bitcoins wurden als sichere Währung konzipiert, die anonymes Bezahlen im Internet ermöglichen sollte. Interessenten müssen auf einer der zahlreichen Online-Börsen reales Geld einzahlen, um eine dem jeweiligen Tageskurs entsprechende Menge an Bitcoins zu erhalten. Kritiker sagen, dass das beinahe unmöglich zurückzuverfolgende Zahlungsmittel ein Anreiz zu kriminellen Aktivitäten ist (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/120118004/ ), da Kontrollmechanismen von Banken und staatlichen Stellen nicht zur Anwendung kommen.

Geldwäsche, illegale Geschäfte und Steuerhinterziehung sind laut der deutschen Lobby-Plattform Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) http://bvdw.org nur einige der problematischen Aspekte der Online-Währung. 2011 brachte der BVDW sogar ein Verbot durch den Gesetzgeber ins Gespräch, das bislang aber noch auf sich warten lässt. "Es ist natürlich möglich, dass die jetzige Panne die Aufmerksamkeit erzielt. Der Gesetzgeber wird aber auf jeden Fall dann aktiv werden, wenn die Bitcoins eine relevante Verbreitung haben. Schließlich ist die Geldmengensteuerung eine hoheitliche Aufgabe", sagt Achim Himmelreich vom BVDW.

Menschliche Schwächen

Der Einbruch bei BitFloor ist nur der jüngste in einer ganzen Serie von Sicherheitszwischenfällen, mit denen BitCoins zu kämpfen haben. Seit Juni 2011 sind bei zehn Zwischenfällen mehr als 290.000 BTC abhanden gekommen, was die angebliche Sicherheit der Währung infrage stellt. "Das System Bitcoin selbst hat kein Sicherheitsleck. Der Betreiber von BitFloor war zu unvorsichtig. Er hat praktisch den Schlüssel zu seinem Safe einfach irgendwo offen herumliegen lassen. Eine kleine Datei, die 250.000 Dollar Wert ist, verlangt aufwendige Sicherheitsmaßnahmen", erklärt Neumann.

Bitcoins sind verschlüsselte Zeichenfolgen, die von den Nutzern bei Transaktionen über peer-to-peer-Netzwerk, also dezentral, getauscht werden. Die Verschlüsselung gilt als sehr sicher. Allerdings erfordert die sichere Verwahrung einer digitalen Geldbörse einiges an Know-how. Deshalb sind Pannen nicht auszuschließen. "Es wird immer wieder erfolgreiche Hackversuche geben, sei es technologisch oder aufgrund von menschlicher Unachtsamkeit wie es augenscheinlich bei dem nicht gesicherten Backup im aktuellen Fall war", sagt Himmelreich.

(Ende)
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