pte20120503022 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Twitter sagt Wahlergebnisse doch nicht voraus

Forscher findet Fehler in bisherigen Untersuchungen


Wahl: Twitter als Indikator unnütz (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)
Wahl: Twitter als Indikator unnütz (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)

Oviedo (pte022/03.05.2012/13:40) In seiner neuen Studie "I Wanted to Predict Elections with Twitter and all I got was this Lousy Paper" (siehe: http://bit.ly/IBZodt ) hat Daniel Gayo-Avello von der Universität Oviedo die Möglichkeit untersucht, Wahlergebnisse mittels Twitter vorherzusagen. Das Ergebnis: Es ist unmöglich durch die Auswertung von Tweets ein verlässliches Ergebnis zu erhalten. Damit dürfte der Hype um Twitter als Prognosetool in Politik (pressetext berichtete: http://bit.ly/JVCWwc ) und Wirtschaft (pressetext berichtete: http://bit.ly/KV502W ) etwas abflauen.

Nicht repräsentativ

Gayo-Avello hat für seine Untersuchung Studien anderer Forscher herangezogen. Der Spanier hat herausgefunden, dass alle kontrollierten Arbeiten, die Twitter Hellseher-Fähigkeiten bescheinigen, auf falschen Annahmen beruhen. Ein Problem ist, dass die bisherigen Untersuchungen davon ausgingen, dass alle Tweets vertrauenswürdig sind. Gerade im politischen Bereich wimmelt es in der Twittersphäre aber von Gerüchten, Propaganda und Sarkasmus.

"Solche unwahren Tweets verfälschen das Ergebnis. Dazu kommt, dass viele User spontan auf Nachrichtungen reagieren. Solche unreflektierten Impulsreaktionen sagen über Wahlentscheidungen wenig aus", sagt Philipp Ikrath, Sprecher der tfactory Markt- und Meinungsforschungs GmbH http://www.tfactory.com , gegenüber pressetext. Das Hauptproblem an den Twitter-Prognosen ist aber, dass die Twitteranten kein repräsentatives Abbild der Wahlbevölkerung sind.

Sie sind im Schnitt jünger und besser gebildet. "Gerade in der Politik haben Twitter-User keine Meinungsführerschaft. Bei Markenpräferenzen könnte das eher der Fall sein, aber nicht für Politik", so Ikrath. Ein weiteres Problem ist die schweigende Mehrheit. Die Menschen, die sich bei Twitter zu einem Thema, etwa Wahlen, äußern, sind die interessiertesten. Die große Gruppe derer, die nichts sagen, bleibt unberücksichtigt. "Dieses Problem hat man auch bei Umfragen. Dadurch, dass dort zufällig Leute ausgewählt werden, steigt aber die Chance, dass auch über die stille Mehrheit Informationen erhoben werden", erklärt Ikrath.

Im Nachhinein klüger

Was alle bisherigen Twitter-Wahlanalysen disqualifiziert, ist, dass keine einzige vor einer Wahl durchgeführt wurde. Alle Untersuchungen sind nach dem Ereignis gemacht worden. "Ich habe keine einzige Untersuchung gefunden, die ein Wahlergebnis im Voraus vorherzusagen versuchte", sagt Gayo-Avello. Der Forscher fordert sämtliche Twitter-Vorhersagen-Fans auf, ein künftiges Ereignis zu prophezeien. "Ich halte das Potenzial sozialer Netzwerke für Vorhersagen auch für die Zukunft für gering. Für Repräsentativität müssten die Menschen sich ganau im richtigen Mengenverhältnis zu einem äußern. Das sehe ich in absehbarer Zeit nicht", so Ikrath.

(Ende)
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