pte20120215023 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Antibiotika bei Sinusitis wirkungslos

Kaum Besserung sogar bei bakterieller Nasennebenhöhlen-Entzündung


Sinusitis: Besser ohne Antibiotika behandeln (Foto: Flickr/Heatherbroster)
Sinusitis: Besser ohne Antibiotika behandeln (Foto: Flickr/Heatherbroster)

St. Louis/Innsbruck (pte023/15.02.2012/13:55) Bei jedem siebten Erwachsenen entwickelt sich Schnupfen mindestens einmal pro Jahr zur Entzündung der Nasennebenhöhlen, der sogenannten "Sinusitis". Die Bekämpfung dieser Infektion durch Antibiotika bringt keine Besserung, auch wenn die Ursache Bakterien sind. Das berichten Forscher der Washington University http://wustl.edu im "Journal of the American Medical Association". Pikantes Detail dabei: Rund jedes fünfte Antibiotikum wird derzeit für Sinusitis verschrieben.

Keine Änderung feststellbar

Die Forscher um Jane Garbutt untersuchten 166 Erwachsene mit akuter Rhino-Sinusitis. Ein Teil von ihnen erhielt zehn Tage lang täglich 1,5 Gramm das Breitbandantibiotikum Amoxicillin verabreicht, der andere Teil ein Placebo-Präparat. Allen Studienteilnehmern erlaubte man Mittel zur Symptomlinderung wie Nasenspray, Fiebersenker, Husten- oder Schmerzmittel. Es gab mehrere Folgeuntersuchungen und darüber hinaus auch eine telefonische Befragung.

Das Ergebnis: Weder am Anfang noch am Ende der Studie zeigten die beiden Gruppen Unterschiede im Genesungsverlauf, einzig am siebten Tag waren die Antibiotika-Testpersonen leicht im Vorteil. Völlig gleich war die Krankheitsdauer und die Zahl der Fehltage, die Häufigkeit der Rückfälle innerhalb vier Wochen als auch die Zufriedenheit mit der Behandlung. Antibiotika bringen somit keine Vorteile bei Sinusitis, auch wenn die Entzündung bakteriell verursacht ist, schließen die Forscher.

Erreger fast immer Virus

Für den Innsbrucker Mediziner Herbert Riechelmann von der österreichischen HNO-Gesellschaft http://hno.at kommt das Ergebnis nicht überraschend. "Akute Rihosinusitis geht zu 90 Prozent auf virale Erreger zurück, bei denen Antibiotika nur Nebenwirkungen, jedoch keine Besserung bringen. Für die seltene echt-bakterielle Form ist die Wirkung von Antibiotika zwar gut belegt, beschränkt sich aber auf die Verkürzung des Krankheitsverlaufes um einen Tag und eine nicht signifikante Symptomreduktion", so der Experte.

Zur Entzündung der Nasennebenhöhle und Nasenschleimhaut (Rhinosinusitis) kommt es, wenn die Nasenschleimhaut infolge von Schnupfen anschwillt und der Durchgang zwischen Nase und Nebenhöhlen blockiert wird. Schleim sammelt sich an und bildet den Nährboden für Krankheitserreger. "Bakterielle Rhinosinusitis erkennt man daran, dass sich ein oberer Atemwegsinfekt am dritten bis fünften Tag plötzlich verschlimmert und von Mittelgesichtsschmerz begleitet ist. Verspürt man nur Druckgefühl, das sich beim Bücken verstärkt, handelt es sich um die virale Form", erklärt Riechelmann.

Pflanzliche Alternativen

Die Erkenntnis der bloß geringen Wirkung von Antibiotika wird sich schon bald in den HNO- Leitlinien niederschlagen. "Das europäische EPOS-Positionspapier 2012 zu Rhinosinusitis und Nasenpolypen empfiehlt grundsätzlich kein Antibiotika mehr, außer bei schwerem Krankheitsbild oder bei Verlaufsverschlechterungen mit leichtem Fieber", so Riechelmann, der selbst Mitglied der EPOS-Arbeitsgruppe ist. Die Alternativen für den Facharzt: Verzicht auf Antibiotika, gezielte Schmerzbekämpfung, abschwellende Nasentropfen bei verstopfter Nase oder nasale Steroide. "Auch zu einigen pflanzlichen Mitteln ist die Studienlage sehr gut."

Link zur Studie: http://jama.ama-assn.org/content/307/7/685.short

(Ende)
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