pte20120210002 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Augmented-Reality: Headset gibt medizinische Hilfe

ESA-Erfindung CAMDASS soll bei Notfällen im All Anleitung bieten


CAMDASS: Prototyp hilft beim Steuern einer Ultraschallsonde (Foto: ESA)
CAMDASS: Prototyp hilft beim Steuern einer Ultraschallsonde (Foto: ESA)

Brüssel (pte002/10.02.2012/06:05) Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) http://esa.int arbeitet an einem Headset, das Astronauten bei medizinischen Notfällen im All zur Seite stehen soll. Das "Computer Assisted Medical Diagnosis and Surgery System" (CAMDASS) setzt ganz auf Augmented-Reality, erkennt den Körper des Patienten und zeigt am Head-Up-Display, wie vorgegangen werden muss. ESA-Experte Volker Damann erklärt im pressetext-Interview, wie die medizinische Versorgung im All derzeit gehandhabt wird.

Prototyp für Ultraschall-Untersuchungen

Aktuell ist die Entwicklung noch in einer frühen Phase. Ein erster Prototyp ist fokussiert auf Ultraschall-Untersuchungen. CAMDASS könnte in Zukunft aber weit mehr beherrschen und eventuell auch schwierigere und kritischere Operationen für geschulte Besatzungsmitglieder ermöglichen.

Das Headset verfügt über einen Bildschirm und Kameras, die für jeden Träger individuell eingestellt werden können. Im PC-gestützten System können auch Körper und Daten - etwa einer Raumstations-Crew - registriert werden. Dies dient dazu, um Hinweise und Vorgaben schließlich präzise in der Wiedergabe auf einem virtuellen Abbild des Körpers visualisieren zu können, sollte ein Ernstfall eintreten. Derzeit wird dies genutzt, um Anweisungen zur Positionierung der Ultraschallsonde unter Nutzung einer Infrarotkamera und Stereo-Ohrhörern zu geben.

CAMDASS wurde bereits von einigen Medizin- und Krankenpflege-Studenten sowie Mitarbeitern des Roten Kreuzes und Ärzten am Saint-Pierre-Universitätsspital in Brüssel getestet. Nach Angaben der ESA gestaltete die Handhabung des Ultraschallkopfes unter Verwendung des Headsets auch für ungeschultes Personal wesentlich einfacher, wenn es darum ging, schwierigen Vorgaben zu folgen. Wann das System bereit ist, um erstmals auch im All getestet zu werden, lässt sich noch nicht abschätzen.

Sprechstunde im All

Momentan werden Notfälle und gesundheitliche Probleme über Bodenkontakt und zusätzlich geschultem Weltraumpersonal abgewickelt. "Bei Langzeitmissionen kümmert sich ein Arzt vor, während und nach dem Flug um jeden einzelnen Austronauten. Dieser steht vom Boden aus jedem einzelnen Astronauten zur Verfügung, um ihn bei medizinischen Tests anzuleiten", erklärt Damann, Chef des Crew Medical Support Office des Europäischen Astronautenzentrums der ESA, gegenüber pressetext. Jeder Teilnehmer kann zudem täglich 15 Minuten Zeit für eine private Besprechung mit dem Fachmediziner in Anspruch nehmen.

CMOs und Crew bereit für Notfälle

Der Experte weiter: "Im Allgemeinen befindet sich kein Arzt an Bord, aber bei jeder Mission sind jeweils zwei Astronauten als Crew Medical Officers (CMO) darin geschult, medizinische Hilfe zu leisten. Ihre Eingriffsmöglichkeiten sind mit jener eines Sanitäters vergleichbar. Sollte der Kontakt zur Erde abreissen, so sind sowohl die CMOs als auch die anderen Astronauten ausreichend geschult, um wichtige und lebensrettende Maßnahmen im Ernstfall durchführen zu können.

An Bord gibt es auch ein spezielles Buch, die sogenannte "medizinische Checkliste", die Laien bei Diagnose und Behandlung kranker und verletzter Besatzungsmitglieder hilft. Mit dabei sind hierfür Medikamententaschen mit milden Arzneimitteln wie Aspirin sowie Notfallkoffer mit Analgetika, Anästhetika, Verbänden, einem Defibrillator sowie anderen Hilfsgütern, so Damann abschließend.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Georg Pichler
Tel.: +43-1-81140-303
E-Mail: pichler@pressetext.at
Website: www.pressetext.com
|