pte20110512027 Auto/Verkehr, Medizin/Wellness

Auto ist Dickmacher Nr. 1

Adipositas stieg in den USA parallel zu den Pkw-Distanzen


Rückspiegel: Autositzen statt Gehen rächt sich (Foto: aboutpixel.de/Stefanie)
Rückspiegel: Autositzen statt Gehen rächt sich (Foto: aboutpixel.de/Stefanie)

Urbana-Champaign/Wien (pte027/12.05.2011/13:50) Das Auto spielt die Schlüsselrolle für die Übergewichts-Epidemie - hat doch die Gesellschaft ihren passiven Lebensstil ganz auf das Gefährt ausgerichtet, das zu wenig Bewegung verleitet. Das behauptet Sheldon Jacobson, Computerwissenschaftler an der University of Illinois http://illinois.edu , in der Zeitschrift "Transport Policy". Er verglich die Zunahme der täglich mit dem Auto zurückgelegten Strecken in den USA seit 1985 mit dem Adipositas-Anstieg und fand dabei eine 99-prozentige Übereinstimmung. Daten aus China und Indien, wo das Auto dem Gehen und Radfahren zunehmend Konkurrenz macht, würden das bestätigen.

Eine Meile schlanker

Um die Wurzel des Übels anzupacken, müsste man die Autofahrten drastisch reduzieren, die durch das ständige Sitzen den Energiehaushalt aus dem Gleichgewicht bringen, so der Forscher. Laut seinen Simulationen wäre Adipositas bei einer Reduktion der derzeit 33 täglichen Autokilometer auf 13 in den USA bald Vergangenheit. Realistischer sei allerdings eine Verringerung um eine Meile (1,6 Kilometer). Das würde immerhin fünf Mio. Erwachsene in den USA binnen sechs Jahren von ihrem Gewichtsproblem befreien - und hätte auch positive Umwelteffekte.

In kaum einer anderen Gesellschaft der Welt hat das Auto eine derart zentrale Bedeutung wie in jener der USA. In der Autometropole Detroit werden 90 Prozent aller Wege mit dem Auto zurückgelegt - doch auch in Mitteleuropa immerhin 30 bis 60 Prozent. "Rund ein Drittel der Alltagswege fallen in Österreich auf Fuß oder Fahrrad, der Rest auf Pkw und den öffentlichen Verkehr", erklärt Christian Gratzer, Sprecher des Verkehrsclub Österreichs (VCÖ) http://www.vcoe.at , gegenüber pressetext.

Auch Europa zu passiv

Dennoch hält der Verkehrsexperte auch hierzulande ein radikales Umdenken für nötig. "Auch unsere Städte sind immer noch auf das Auto hin ausgerichtet, was man an den Parkplatz- und Straßenflächen, jedoch auch am Verhalten der Menschen erkennt. Jede zehnte Autofahrt verläuft über die Fußdistanz von weniger als einem Kilometer, jede zweite innerhalb des fünf-Kilometer-Radius, in dem das Rad die bessere Wahl wäre." Besonders Gemeinden und Städte sollten ihre Verkehrsstrukturen besser auf Fußgänger und Radfahrer abstimmen, fordert Gratzer.

In der Praxis bedeutet das etwa ausreichende Abkürzungen sowie sichere Fuß- und Radwege. "Aktive Mobilität hält nicht nur gesund, sondern stärkt auch die Nahversorgung und schützt somit die Ortskerne vor dem Veröden", so der VCÖ-Sprecher. Studien zeigen darüber hinaus, dass Menschen, die ihren Alltag zu Fuß oder per Rad meistern können, mehr Sozialkontakte und höhere Lebensqualität besitzen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20101209003/ ).

Adipositas ist komplexer

Als alleinige Erklärung für den verstärkten Anstieg des Body-Mass-Index seit den 80er-Jahren taugt das Auto allerdings nicht. "Die Medizin versteht die komplexen Ursachen noch kaum. Ernährung und relativ niedrigen Lebensmittel-Preise, veränderte Arbeits- und Lebenssituationen, die Sozialumgebung, aber auch das Marketing spielen neben rückläufiger Bewegung eine Rolle. Doch selbst in Summe erklären diese Faktoren Adipositas noch nicht", betont die Sozialmedizinerin Anita Rieder, Präsidentin der österreichischen Adipositas-Gesellschaft http://www.adipositas-austria.org , gegenüber pressetext.

(Ende)
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