pte20110412014 Medizin/Wellness

Ärzte setzen sich über eigene Ratschläge hinweg

Kriterien für Behandlung von Patienten und Ärzten unterscheiden sich


Stethoskop: Ärzte entscheiden für sich anders (Foto: aboutpixel.de/Janine Blank)
Stethoskop: Ärzte entscheiden für sich anders (Foto: aboutpixel.de/Janine Blank)

Durham (pte014/12.04.2011/11:05) Viele Ärzte empfehlen ihren Patienten Behandlungen, die sie bei sich selbst nicht anwenden würden. Wissenschaftler der Duke University http://www.duke.edu ersuchten fast 1.000 amerikanische Ärzte, sich über ein medizinisches Szenario Gedanken zu machen und eine entsprechende Form der Behandlung auszuwählen. Als die Mediziner sich vorstellten sollten, sie selbst seien die Patienten unterschieden sich ihre Antworten deutlich von den vorhergehenden.

Sie wählten viel eher einen Behandlungsansatz aus, bei dem das Sterberisiko zwar höher aber auch die Chancen auf ein Überleben ohne Nebenwirkungen größer waren. Für ihre Patienten bevorzugten die Ärzte eher eine Behandlung, bei der die Überlebenschancen größer waren. Die Lebensqualität spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Standen zum Beispiel zwei Operationen zur Behandlung von Darmkrebs zur Auswahl, entschieden sich zwei Fünftel der 242 Ärzte für den chirurgischen Eingriff mit der höheren Wahrscheinlichkeit eines Todes aber einer geringeren Wahrscheinlichkeit von negativen Nebenwirkungen. Bei den Patienten entschied sich nur ein Viertel für diese Möglichkeit.

Komplikationen zu vermeiden

Bei einem anderen Szenario wurde angenommen, dass entweder die Ärzte selbst oder ein Patient mit Vogelgrippe angesteckt worden war. Ihnen wurde gesagt, es gebe ein Medikament und ohne Behandlung liege die Wahrscheinlichkeit des Todes bei zehn Prozent und der Einlieferung in ein Krankenhaus bei 30 Prozent. Die Behandlung würde die Anzahl der unerwünschten Zwischenfälle zwar halbieren, jedoch sei bei einem Prozent mit dem Tod der Patienten und bei vier Prozent mit einer permanenten Lähmung im neurologischen Bereich zu rechnen. Von fast 700 Ärzten entschieden sich, wenn sie selbst betroffen waren, zwei Drittel gegen die Behandlung, um Komplikationen zu vermeiden. Bei den Patienten empfahlen sie nur in der Hälfte der Fälle, auf eine Behandlung zu verzichten.

Das Team um Peter Ubel betonte, dass Ärzte für sich andere Entscheidungen treffen als für die Patienten. Unklar bleibt, wie eine Entscheidung für einen Behandlungsansatz am besten getroffen werden kann. Soll sich der Arzt in die Lage des anderen versetzen oder nicht? Ärzte werden laut BBC heute eher nicht dazu motiviert, ihre persönliche Meinung zu sagen. Erwünschter ist, dass sie die relevanten Informationen weitergeben und der Patient selbst entscheidet. Die Wissenschaftler betonen allerdings, dass die Ergebnisse dieser Studie nicht bedeuteten, dass die Ärzte für andere immer die besseren Entscheidungen als für sich selbst träfen. Es sei bestenfalls davon auszugehen, dass unter bestimmten Umständen, eine Empfehlung das Treffen einer Entscheidung erleichtern könne.

Details der Studie wurden in den Archives of Internal Medicine http://archinte.ama-assn.org veröffentlicht.

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