pte20110304013 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Syphilis-Skandal: Obama ordnet Untersuchung an

Wissenschaftler infizierte in den 40er-Jahren 1.500 Häftlinge wissentlich


Infektion durch Spritze: 1.500 Häftlinge waren betroffen (Foto: aboutpixel.de/georgmaster)
Infektion durch Spritze: 1.500 Häftlinge waren betroffen (Foto: aboutpixel.de/georgmaster)

Wellesley (pte013/04.03.2011/11:00) Zwei offizielle Untersuchungen zu einer unpublizierten Studie aus den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben begonnen. Amerikanische Wissenschaftler infizierten wissentlich gualtemaltekische Häftlinge und Soldaten mit Syphilis und Tripper. Beide Untersuchungen wurden von Präsident Barack Obama angeordnet, nachdem die Studie durch Nachforschungen von Susan Reverby vom Wellesley College http://web.wellesley.edu bekannt geworden waren.

Die Wissenschaftlerin hatte entdeckt, dass John Cutler, ein Mitarbeiter des United States Public Health Service, http://www.usphs.gov zwischen 1946 und 1948 Studien durchgeführt hatte. Er versuchte, die Ansteckung der Männer über den Kontakt mit bereits infizierten Prostituierten zu erreichen.

Vorsätzliche Ansteckung

Als sich nur wenige Männer auf diesem Weg ansteckten, versuchte Cutler sie mittels Impfungen in Harnröhre, durch Injektionen in die Haut oder den Kontakt der Vorhaut mit infektiösem Material zu infizieren. Rund 1.500 Menschen waren betroffen. Keiner wurde über das Ziel der Studie informiert oder um sein Einverständnis gefragt.

Amy Gutmann, die Rektorin der University of Pennsylvania http://www.upenn.edu und Vorsitzende der Presidential Commission for the Study of Bioethical Issues, http://www.bioethics.gov erklärte, dass dieses Verhalten absolut falsch gewesen sei. Jetzt gehe es darum, die Fakten zu ermitteln und zu veröffentlichen.

Ergebnisse bis zur Jahresmitte

Valerie Bonham, Geschäftsführerin der Kommission, stellte bis zur Jahresmitte eine vollständige Überprüfung in Aussicht. Gemeinsam mit ihren zwölf Kollegen habe sie bereits die 477 Schachteln an Archivmaterial und Dokumenten durchgesehen.

Die Studie werde sich auf vier große Fragen konzentrieren: Was ist bei den Studien geschehen? Wie viel haben die amerikanische Regierung und die offiziellen Stellen gewusst und wie sehr haben sie aktive Unterstützung geleistet? Um welchen historischen Kontext handelt es sich konkret? Wie würden die Studien durch die ethischen Standards und Konventionen der damaligen Zeit beurteilt werden? Bonham betonte jedoch, dass ihre Untersuchung nicht nach einer Entschuldigung oder Rechtfertigung der Experimente suchen werde.

Schutz der Teilnehmer

Eine zweite Untersuchung steht laut NewScientist noch am Anfang. Hier geht es um zeitgenössische ethische Standards in der medizinischen Forschung. Gutmann wird einer Gruppe von 14 hoch angesehenen Experten vorsitzen. Die meisten sind amerikanische Staatsbürger, stammen aber ursprünglich aus so verschiedenen Ländern wie Uganda, Indien, Brasilien, Ägypten, Argentinien, Guatemala, China und Russland. Diese Bewertung finde, so Gutmann, zu einem entscheidenden Zeitpunkt statt. Die Richtlinien zum Schutz der Teilnehmer an Studien hätten nicht mit den rasanten medizinischen Entwicklungen Schritt gehalten.

(Ende)
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