pte20110225011 Medizin/Wellness

Locked-in-Syndrom: Patienten dennoch glücklich

Forschungsergebnisse als Input für die Diskussion um Sterbehilfe


Sonnenschein: Auch mit Locked-in-Syndrom kann man glücklich sein (Foto: aboutpixel.de/Caro H.)
Sonnenschein: Auch mit Locked-in-Syndrom kann man glücklich sein (Foto: aboutpixel.de/Caro H.)

Liege (pte011/25.02.2011/11:00) Der Großteil der Patienten mit Locked-in-Syndrom ist glücklich. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Universite de Liege http://www.ulg.ac.be gekommen. Erstaunlich ist das Ergebnis, da die Krankheit zu den extremsten Formen von Schwerstbehinderung zählt. Sie sperrt die Menschen in ihrem eigenen Körper ein und lässt sie zwar noch denken, macht sie aber unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen. Details der Studie wurden in BMJ Open http://bmjopen.bmj.com veröffentlicht.

Von den 65 Studienteilnehmern gaben 72 Prozent an glücklich zu sein. Nur sieben Prozent ersuchten um Hilfe beim Selbstmord. Experten wie Adrian Owen vom Centre for the Brain and Mind an der University of Western Ontario erklärten laut BBC, dass es vermessen wäre, Annahmen über den psychischen Zustand von Menschen zu treffen.

Diskussion um Sterbehilfe

Die Wissenschaftler argumentieren, dass diese Forschungsergebnisse auch Auswirkungen auf die Sterbehilfe-Diskussion haben sollten. Sie warnten allerdings auch, dass es bei der Studie zu einer Verzerrung der Ergebnisse gekommen sein könnte. Die unglücklichsten Patienten weigerten sich teilzunehmen. Die Teilnehmer von der "Association du Locked-in syndrome" http://www.alis-asso.fr beantworteten die Fragen durch Blinzeln oder Bewegen ihrer Augen.

68 Prozent hatten nie Selbstmordgedanken

55 Prozent der Befragten hatten die Fähigkeit zu sprechen teilweise wieder erlangt, 70 Prozent konnten ihre Gliedmaßen teilweise wieder bewegen. 72 Prozent gaben an glücklich zu sein und 68 Prozent erklärten, sie hätten nie Selbstmordgedanken gehabt. Je länger sich die Menschen in diesem Zustand befanden, desto eher bezeichnete sie sich selbst als glücklich.

Die Wissenschaftler schlagen vor, Patienten, die erst kurz am Locked-in-Syndrom leiden, auf die Chance der Wiedererlangung eines glücklichen Lebens bei entsprechender Pflege hinzuweisen. Ein Ersuchen um Hilfe beim Selbstmord sollte erst dann zulässig sein, wenn die Patienten eine Chance erhalten hatten einen Zustand von subjektivem Wohlbefinden zu erreichen.

(Ende)
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