pte20090813016 Bildung/Karriere, Handel/Dienstleistungen

Arbeitsbedingungen: Adidas am Pranger

Dax-Konzern mit "bloßen Lippenbekenntnissen"


NGOs werfen Adidas unwürdige Bedingungen vor (Foto: pixelio.de, Stefan Göthert)
NGOs werfen Adidas unwürdige Bedingungen vor (Foto: pixelio.de, Stefan Göthert)

Berlin (pte016/13.08.2009/12:05) Menschenunwürdige Bedingungen und Arbeitsrechtsverletzungen in den Produktionsketten europäischer Großkonzerne haben in den vergangenen Monaten immer häufiger für Schlagzeilen gesorgt. Die Kampagne für Saubere Kleidung und das INKOTA-Netzwerk http://www.inkota.de werfen auch dem deutschen Sportartikelhersteller Adidas vor, Bekleidung aus asiatischen, lateinamerikanischen und osteuropäischen Zulieferfirmen zu beziehen, "in denen es nachweislich zu massiven Arbeitsrechtsverletzungen kommt". Trotz Verhaltenskodex und einer Abteilung für Unternehmensverantwortung habe sich die Situation für die Arbeitnehmer bislang nicht verbessert. "Das sind bloße Lippenbekenntnisse", meint INKOTA-Sprecherin Julia Thimm im Gespräch mit pressetext. "Ansichtssache", entgegnet Adidas.

In der Sportbekleidungsindustrie ließen Unternehmen wie Adidas oder Puma unter extremen Niedriglöhnen, dem Missbrauch von Kurzzeitverträgen, Verstößen gegen die Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen sowie unsicheren Beschäftigungsformen produzieren. "Es besteht ein ganz klarer Unwille vonseiten der großen Sportmarken und Kleidungshersteller, um das Problem in den Griff zu bekommen", erklärt Thimm. Die Konzerne würden die aktuellen Produktionsverhältnisse ausnutzen, um ihre Gewinne zu maximieren. Während die Hersteller etwa bei der Qualitätskontrolle ihrer Produkte "bis ins kleinste Detail" Einfluss auf ihre Zulieferer nehmen würden, sei dies bei der Einhaltung von Sozialstandards angeblich nicht möglich. Hier liege die Kontrolle vorgeblich außerhalb ihres Einflussbereiches. "Es liegt eindeutig außerhalb ihres Interesses, Verbesserungen herbeizuführen", betont Thimm.

"Wir sind seit über einem Jahrzehnt in den Bereichen Unternehmensverantwortung, Corporate Governance und Nachhaltigkeit engagiert. Dabei arbeiten wir sowohl mit den NGOs wie auch mit unseren Zulieferern zusammen", entgegnet Adidas-Sprecherin Katja Schreiber auf Nachfrage von pressetext. Das Unternehmen gehe auf jeden konkreten Fall ein und nehme zu den Vorwürfen Stellung. Dass man das Problem innerhalb der vergangenen zehn Jahre nicht in den Griff bekommen habe sei Ansichtssache.

Unmenschliche Überstunden von bis zu 97 Stunden pro Woche hatten bei dem ebenfalls im Dax notierten Handelsriesen Metro zu einem handfesten Skandal geführt, als eine Arbeiterin zusammengebrochen und verstorben war. Handykonzerne wie Nokia, Samsung, Motorola, LG, Sony Ericsson und Apple sowie die Computerindustrie mit Dell, Lenovo oder Fujitsu Siemens Computers waren wegen Arbeitsrechtsverletzungen unter Druck geraten (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/080925003/). Einzelhändlern und Discountern wie Aldi, Lidl, Wal-Mart, Carrefour oder Tesco, warf die Clean-Clothes-Kampagne Ausbeutung zugunsten von Billigpreisen bei Textilien vor (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090212003/). Angesichts der vielen Vorfälle der vergangenen zwölf Monate besteht bei den weltweit größten Konzernen offenbar nach wie vor zu wenig Engagement, um die Arbeitsbedingungen innerhalb ihrer Zulieferketten nachhaltig zu verbessern.

(Ende)
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