pte20090717009 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Schizophrenie-Gen beeinflusst Kreativität

Mutation fördert entweder Kunstsinn oder Geisteskrankheit


Kreativität und Psychosen stehen in engem Zusammenhang (Foto: aboutpixel.de)
Kreativität und Psychosen stehen in engem Zusammenhang (Foto: aboutpixel.de)

Budapest (pte009/17.07.2009/10:00) Das Stereotyp des gequälten Künstlers ist weit verbreitet. Salvador Dali oder Sylvia Plath werden in diesem Zusammenhang aufgrund ihrer Erkrankungen immer wieder genannt. Die Wissenschaft scheint jetzt eine Erklärung für dieses Phänomen gefunden zu haben. Eine genetische Mutation, die mit Psychosen und Schizophrenie in Verbindung steht, beeinflusst auch die Kreativität. Die Forschungsergebnisse der Semmelweis Universität http://www.sote.hu/deutsch könnten erklären, warum Mutationen, die das Risiko, an einer Geisteskrankheit wie Schizophrenie oder einer bipolaren Störung zu leiden, erhöhen, in der menschlichen Evolution erhalten oder sogar bevorzugt wurden. Details der Studie wurden in Psychological Science veröffentlicht.

Szabolcs Kéri untersuchte mit Neuregulin 1 ein Gen, das an der Gehirnentwicklung beteiligt ist. Frühere Studien haben es mit einem leicht erhöhten Schizophrenie-Risiko in Verbindung gebracht. Zwischen einer einzelnen DNA-Buchstaben-Mutation, die beeinflusst, wie viel des Neuregulin-1-Proteins im Gehirn gebildet wird und Psychosen, schlechtem Erinnerungsvermögen und der Empfindlichkeit gegenüber Kritik besteht anscheinend ein Zusammenhang. Rund 50 Prozent der gesunden Europäer verfügen über eine Kopie dieser Mutation, 15 Prozent haben zwei.

Um festzustellen, wie diese Variationen die Kreativität beeinflussen, untersuchte Kéri das Erbgut von 200 Erwachsenen, die auf ein Inserat geantwortet hatten. Gesucht wurden kreative Freiwillige mit einer entsprechenden Ausbildung. Die Teilnehmer mussten zwei Tests zu kreativem Denken absolvieren und ein objektiv messbares Ergebnis ihrer Fähigkeiten, wie das Einbringen eines Patents oder das Schreiben eines Buches, liefern. Menschen mit zwei Kopien der Mutation, rund zwölf Prozent der Freiwilligen, schnitten tendenziell deutlich besser als jene mit einer oder gar keiner. Jene mit einer Kopie schienen allgemein kreativer zu sein als jene ohne. Insgesamt erklärte die Mutation laut Kéri zwischen drei und acht Prozent der Unterschiede in der Kreativität.

Wie genau Neuregulin 1 die Kreativität beeinflusst, ist derzeit nicht bekannt. Teilnehmer mit zwei Kopien neigten eher zu schizoiden Charakterzügen wie Paranoia, eigenwilligem Sprechverhalten und unangebrachten Gefühlsäußerungen. Die Verbindung der Mutation mit Geisteskrankheiten scheint daher die Verbindung mit der Kreativität nicht ausreichend zu erklären. Kéri nimmt an, dass die Mutation eine Region des Gehirns dämpft und zwar jene, die Stimmungen und Verhalten unter Kontrolle hält, also den präfrontalen Kortex. Diese Veränderung setzt bei manchen ein kreatives Potenzial frei, bei anderen jedoch psychotische Wahnvorstellungen.

Intelligenz könnte ein Faktor sein, der bestimmt, ob die Mutation die Kreativität fördert oder zum Entstehen einer Psychose beiträgt. Die Studienteilnehmer waren tendenziell überdurchschnittlich intelligent. Im Gegensatz dazu ergab eine frühere Studie laut New Scientist, dass in Familien mit vielen Schizophrenie-Patienten die gleiche Mutation mit einer geringeren Intelligenz und psychotischen Symptomen einherging. Kéris eigene klinische Erfahrungen gehen dahin, dass psychotische Menschen mit einem höheren Intelligenzquotienten über mehr intellektuelle Kapazitäten im Umgang mit diesen Erfahrungen verfügen. Es sei nicht ausreichend, diese Erfahrungen zu haben, sie müssten auch kommuniziert werden.

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