pte20090629026 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Günstiger humanoider Roboter "Archie" vorgestellt

Plattform mit Standardgelenken soll Menschen im Alltag unterstützen


"Archie" läuft für günstige, vielseitige Roboter auf (Foto: TU WIen)

Wien (pte026/29.06.2009/13:25) Heute, Montag, hat ein österreichisch-kanadisches Forscherteam erstmals den Teenager-großen humanoiden Roboter "Archie" der Öffentlichkeit präsentiert. Ziel ist es, einen bezahlbaren, vielseitigen Brückenschlag zwischen teuren Profi-Robotern und billigen, aber unflexiblen Spielzeugrobotern zu schaffen. Das Institut für Mechanik und Mechatronik der TU Wien http://www.mechanik.tuwien.ac.at hat dazu unter anderem ein miniaturisiertes Standardgelenk entwickelt, während vom Department of Computer Science der University of Manitoba http://www.cs.umanitoba.ca die Software zur Stabilisierung des Roboters beim Gehen stammt. Auf die Dauer soll Archie Menschen im täglichen Leben sowohl am Arbeitsplatz als auch zu Hause und in der Freizeit unterstützen. Zunächst aber wird die Entwicklung bei zwei Roboter-Fußball-Veranstaltungen gezeigt.

Einfache Bausätze für humanoide Roboter sind mittlerweile recht billig zu bekommen, wie Peter Kopacek, Emeritus an der TU Wien, anhand eines 800-Euro-Modells zeigt. Doch bieten sie nicht zuletzt mechanisch sehr eingeschränkte Möglichkeiten. Wirklich professionelle Roboter von Großkonzernen wiederum sind praktisch unerschwinglich. Archie soll das ändern. "Derzeit streben wir einen Preis von 15.000 bis 20.000 Euro an", meint Kopacek auf Nachfrage von pressetext. Allerdings werde das sicherlich noch davon beeinflusst, welche Möglichkeiten die technische Entwicklung in den nächsten Jahren eröffnet, beispielsweise im Materialbereich - denn noch ist Archie ein laufendes Projekt. Auf der nach rund vier Jahren bestehenden mechanischen, elektronischen und Software-Basis hofft man, schon in weiteren ein bis zwei Jahren zum Abschluss zu kommen - und das, obwohl es keine großen Förderungen für das Projekt gab. "Vielleicht wird Archie irgendwann bei Fußballübertragungen neben mir sitzen", meint Kopacek. Als Beispiel einer langfristig denkbaren Anwendung nennt er das Holen von Getränken - auch unter der Berücksichtigung eines ärztlichen Alkoholverbots.

Wirklich fertig ist im Moment nur der zweibeinige Unterkörper des Roboters, dessen Größe sich an einem durchschnittlichen männlichen europäischen 14-Jährigen orientiert. Dort kommt ein eigens entwickeltes Standardgelenk zum Einsatz, dass Kopacek zufolge rund ein Viertel der Größe kommerziell erhältlicher Gelenke hat. Es bietet Bewegungsfreiheit in einer Richtung, beispielsweise zum Beugen des Knies. Zur Nachbildung komplexerer biologischer Gelenke wie Hüfte oder Knöchel werden mehrere mechanische Standardgelenke kombiniert. Auch andere Bewegungen wie das Beugen von Unter- zu Oberarm könnten mithilfe des Standardgelenks erfolgen. Allerdings sind die Arme, Hände und auch der endgültige Oberkörper des Roboters derzeit noch in Entwicklung.

Beim RoboCup 2009 http://www.robocup2009.org in Graz wird Archie diese Woche zwar nicht als Kicker auflaufen. Doch unter Jacky Baltes, Informatikprofessor an der University of Manitoba, wird er sich der Herausforderung stellen, drei Meter weit gerade und frei zu gehen. Derartiges sei mit Hondas "Asimo" leichter zu bewerkstelligen, so Baltes. Doch handle es sich dabei eben um ein großfüßiges Drei-Mio.-Dollar-Modell und nicht den vergleichsweise billigen Archie. Noch wichtiger als der relativ stark auf das Fußball-Thema ausgerichtete RoboCup wird für Archie der FIRA RoboWorld Congress 2009 http://www.fira2009.org im August. Denn im Rahmen dieser Veranstaltung im koreanischen Incheon gibt es allgemeinere Herausforderungen an die motorischen Fähigkeiten gerade humanoider Roboter. Bei größeren Modellen umfasst das speziell schnelle Sprints und ausdauernde Langstreckenläufe.

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