pte20090129020 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Sparkassen: Kundenzufriedenheit statt Raffgier

Zurückeroberung von bereits verlorenen Marktanteilen als Ziel


Sparkassen überdenken eigenes Strategiekonzept (Foto: dsgv.de)
Sparkassen überdenken eigenes Strategiekonzept (Foto: dsgv.de)

Frankfurt am Main/Berlin (pte020/29.01.2009/12:00) Statt möglichst hoher Eigenkapitalrenditen wollen die deutschen Sparkassen künftig weitere Marktanteile sowie die Zufriedenheit der Kunden in den Vordergrund stellen. Angesichts der Finanzkrise halten es Experten für utopisch, dass das bisherige Ziel einer Eigenkapitalrendite der Sparkassen von 15 Prozent noch zu erreichen ist. Die bereits seit 2002 vom Sparkassen- und Giroverband bestehende Vorgabe dieses Renditeziels vor Steuern soll nun durch eine flexible Berechnung ersetzt werden. Obwohl Insider die neue Strategie des Verbands gutheißen, bleibt nach wie vor Verbesserungsbedarf bei der sogenannten Kosten-Ertragsrelation von derzeit 60 Prozent. Demnach will man auch in den nächsten Jahren strikt daran festhalten, dass nicht mehr als 0,60 Euro aufgewendet werden sollen, um einen Euro zu verdienen.

"Wenn die Sparkassen wegen der Krise anstreben sollten, ihre Eigenkapitalrenditen herab zu setzen, dann wäre dies ein Schritt, den man von vielen Seiten diskutieren kann. Fakt ist aber, dass die Sparkassen den Gemeinden und Städten gehören, die oft selbst einen großen Finanzbedarf haben. Die Kundenzufriedenheit lässt sich hingegen nur schwer messen", sagt Richard Stehle vom Institut für Bank-, Börsen- und Versicherungswesen der Humboldt-Universität zu Berlin http://www.wiwi.hu-berlin.de/Professuren/bwl/bb auf Nachfrage von pressetext. Einem Sprecher des Sparkassen- und Giroverbands http://www.dsgv.de zufolge befinde man sich gegenwärtig noch in Gesprächen über die strategische Ausrichtung. Weitere Informationen könne man der Öffentlichkeit daher erst nach Abschluss der Gespräche geben.

Wie das Handelsblatt heute, Donnerstag, schreibt, sollen sowohl Eigenkapitalrendite als auch Kosten-Ertragsrelation "als Orientierungsgrößen für den betriebswirtschaftlichen Erfolg zwar weiterhin beachtet werden". Um "Fehlsteuerungen" zu vermeiden, sollen sie aber um Markt-, Risiko- und Liquiditätskennziffern erweitert werden. Bei der Kommunikation will man sich künftig auf die Kosten-Ertragsrelation konzentrieren. Diese soll um Eigenkapitalrendite und die Kundenreichweite, die Hauptbankverbindung sowie die Kundenzufriedenheit ergänzt werden. Die aktuelle Eigenkapitalrendite soll stattdessen durch eine flexible Formel ersetzt werden, die sich am langfristigen Kapitalmarktzins orientiert und als "absolute Untergrenze zur Existenzsicherung" gilt. Experten rechnen mit Renditen zwischen sechs und acht Prozent.

In Branchenkreisen gilt die noch vor dem Ausbruch der Finanzkrise von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann herausgegebene Eigenkapitalrendite von 25 Prozent als definitiv überholt und angesichts der gegenwärtigen Lage längst nicht mehr zu realisieren. Als Gegenreaktion auf diesen Wert sah sich der ehemalige Präsident des Sparkassen- und Giroverbands Dietrich Hoppenstedt veranlasst, die Richtgröße von 15 Prozent auszugeben. Tatsächlich haben nur die wenigsten Institute des öffentlich-rechtlichen Sektors dieses Ziel je erreicht. "Eine Reihe von Sparkassen hat ihr Haus in der Vergangenheit nur nach der Eigenkapitalrendite gesteuert, was zu Lasten der Marktanteile ging", zitiert der Bericht einen ungenannten Sparkassenfunktionär. Die Sparkassen stehen heute vor allem vor der Herausforderung, mit den hohen Einlagezinsen von Direktbanken zurecht zu kommen. Zudem belasten die Fusionen von Commerzbank mit der Dresdner Bank sowie die der Deutschen Bank mit der Postbank das Privatkundengeschäft.

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