pte20080925001 Umwelt/Energie, Handel/Dienstleistungen

Öko-Fisch wird immer gefragter

EU wegen Ausbeutung vor der westafrikanischen Küste kritisiert


Greenpeache: Hände weg von Scholle und atlantischem Lachs (Foto:pixelio.de/Werner)
Greenpeache: Hände weg von Scholle und atlantischem Lachs (Foto:pixelio.de/Werner)

Hamburg (pte001/25.09.2008/06:00) Die Deutschen essen immer mehr Öko-Fisch. Über 29 Prozent des in Deutschland erhältlichen Fisches aus Wildfängen stammt nach Angaben des WWF http://www.wwf.at aus Fischereien, die sich im Programm des "Marine Stewardship Council" (MSC) befinden. Das sind Fischereien, die entweder bereits das MSC-Zertifikat tragen oder es beantragt haben. Das Zertifikat steht für eine umweltschonende Fischerei und wird vom WWF empfohlen. Vor drei Jahre lag der Wert noch weit unter zehn Prozent. "Es gibt einen erfreulichen Trend hin zu Öko-Fisch", so WWF-Fischereiexpertin Catherine Zucco gegenüber pressetext. Um das MSC-Zertifikat zu erhalten, müssen Fischereien nachweisen, dass sie eine umweltschonende Methode benutzen und so beispielsweise den Beifang reduzieren. Zudem dürfen sie nur so viele Tiere einer Art abfischen, dass deren Bestand nicht gefährdet ist. "Der dritte wichtige Punkt ist ein gutes Management im Hintergrund, das darauf achtet, dass Vorgaben und Regelungen auch eingehalten werden", so Zucco.

Nach den veröffentlichten Zahlen des Fischinformationszentrums (FIZ) lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch- und Meeresfrüchten in Deutschland 2007 bei 16,4 Kilo. Damit hat sich der Konsum seit 2004 um fast 20 Prozent erhöht. Angesichts des steigenden Verzehrs fordert der WWF stärkere Anstrengungen von Politik, Fischverarbeitern und Handel für eine umweltschonende und faire Fischerei. "Denn noch immer haben wir auf dem deutschen Markt viel zuviel Fisch, bei dessen Fang die Meeresumwelt zerstört und die Fischbestände geplündert werden", erläutert die Fischexpertin.

Überfischung, zerstörerische Fangmethoden und der oftmals vermeidbare Beifang von Fischen und anderen Meerestieren zählen zu den größten Gefahren für die Ozeane. So würden beispielsweise für jedes Kilo Seezunge auf dem Teller mindestens sechs Kilo Fisch, vor allem Jungtiere, als Abfall wieder über Bord geworfen. "Das ist einer der stillen Skandale in unseren Meeren", so Zucco. Der WWF fordert die EU-Fischereiminister auf, die Fangquoten für gefährdete Bestände wie den Nordsee-Kabeljau zu senken und Beifänge wirkungsvoll zu bekämpfen.

Zudem gehe, so der WWF, der Fischkonsum zulasten der Armen dieser Welt. "Nachdem Europa in den vergangenen Jahrzehnten seine eigenen Gewässer leer gefischt hat, bedienen wir uns heute schamlos vor der Küste Westafrikas", kritisiert Zucco. Der steigende Fischkonsum in Deutschland sei aber nur akzeptabel, wenn zunächst die Bedürfnisse derer gestillt werden, für die die Versorgung mit Fisch überlebensnotwendig ist. Die EU dürfe sich nicht länger an der Ausbeutung der afrikanischen Gewässer beteiligen und müsse faire Fischereiabkommen mit den betroffenen Staaten schließen.

Der WWF empfiehlt Verbrauchern, beim Fischkauf auf das blaue MSC-Siegel mit dem stilisierten Fisch zu achten. Dieses findet man derzeit hauptsächlich bei Tiefkühlware. Über 250 Produkte, vor allem Alaska Seelachs, Alaska-Wildlachs und Hering sind mit dem Öko-Label erhältlich - mit steigender Tendenz. Weltweit befinden sich acht Prozent der Fischereien für menschlichen Verzehr im MSC-Programm. Demgegenüber sind in den EU-Gewässern 88 Prozent der Bestände überfischt. Weltweit gelten 77 Prozent der Fischbestände als bis an ihre Grenzen belastet oder überfischt.

Erst vorgestern, Dienstag, hatte auch die Umweltorganisation Greenpeace seinen Bericht zur Lage der Fischwelt vorgestellt. Unter http://www.greenpeace.de/themen/meere/fischerei/ finden Konsumenten detaillierte Informationen über die beliebtesten Speisefischsorten. "Mit unserem Ratgeber wollen wir Verbrauchern dabei helfen, umweltbewusster Fisch einzukaufen", erklärt Greenpeace-Meeresbiologin Iris Menn. Denn nur wenn man wisse, welche Fische gefährdet sind, könne man auch gezielt beim Kauf um sie herumfassen. Die Umweltschützer empfehlen, unter anderem die Hände von Scholle und atlantischem Lachs zu lassen, denn deren Bestände seien stark überfischt. Grünes Licht geben sie hingegen für Zander, Karpfen und Hering.

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Aussender: pressetext.deutschland
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