pte20061003002 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Viennale-Doku animiert zum Erlernen der Gebärdensprache

"Ich muss Dir was sagen" vermittelt zwischen Kommunikationswelten


Wien (pte002/03.10.2006/06:10) Der Dokumentationsfilm "Ich muss dir was sagen", der bei der heurigen Viennale http://www.viennale.at erstmals aufgeführt wird, beschäftigt sich mit einem essentiellen Thema, nämlich der Kommunikation zwischen Gehörlosen und Hörenden. Eine Botschaft will die Langzeitdokumentation über die beiden vierjährigen Zwillinge Oskar und Leo geben: Jedes noch so gute Implantat kann das Erlernen der Gebärdensprache nicht ersetzen.

Oskar ist seit seiner Geburt gehörlos, Leo hörend. Beide wachsen gemeinsam mit einer Sprache auf, die in der Stille ihre Entfaltung findet, der Gebärdensprache. Aus der kindlichen Perspektive der Zwillinge beobachtet der Filmemacher Martin Nguyen http://www.maphoan.at die beiden Geschwister während eines Jahres aus nächster Nähe. Aber es geht auch um die Frage, was die Diagnose für die beiden Eltern, Sandra und Stefan, bedeutet. Ein Cochlea-Implantat, das Oskar vielleicht das Hören ermöglichen könnte, steht zur Diskussion.

Ungeklärt dabei ist allerdings, ob es bei Oskar überhaupt funktionieren würde. "Jedes Hilfsmittel für ein hörbeeinträchtigtes Kind ist okay, also auch jedes technische. Allerdings wird ein gehörloses Kind auch mit dem Cochlea Implantat trotzdem behindert bleiben", so Vater Stefan Badegruber im pressetext-Interview. Idealer Ansatzpunkt bleibe, da die Implantate keine Wunder vollbringen können, ein ergänzender Weg des Implantats und der Gebärdensprache. "Das bedeutet also ein miteinander statt ein entweder oder."

"Eltern, die nur auf ein Implantat setzen, können dann, wenn die Kommunikationsfähigkeit ihres Kindes nicht passt, vor großen Problemen stehen", führt Badegruber aus. Das sei vor allem dann der Fall, wenn in der Hoffnung auf das Implantat das Erlernen der Gebärdensprache vernachlässigt werde. "Dann ist das Kind ohne Sprache, ohne Kommunikation und kann daher nicht einmal seine wichtigsten Bedürfnisse ausdrücken." Daher brauchen gehörlose Kinder als natürlich, intuitiv funktionierende Sprache die Gebärdensprache. Diese sei weder besser noch schlechter als die Lautsprache, jeder könne sie lernen, sie ist schön und facettenreich. "Die Gebärdensprache ist zudem ein Retter in der Not. Hilfsmittel können ausfallen, die Batterien des Implantats können leer werden, das Gerät kann defekt sein, dann ist das Kind ohne Verständigungsmöglichkeiten", meint Badegruber, der gemeinsam mit seiner Frau Sandra die Gebärdensprache erlernt hat. Leo wird jetzt zweisprachig erzogen. Für Oskar ist die Gebärdensprache seine Muttersprache.

"Sprache ist der elementare Weg zum Denken", so Regisseur Nguyen im pressetext-Interview. "Mich hat interessiert, wie Kinder die Gebärdensprache erlernen. Das habe ich zuvor nur von Erwachsenen gesehen", meint Ngyuen, der selbst die Gebärdensprache in einem Kurs erlernt hat. Der Ausdruck, auch von banalen Dingen, wie etwa "das will ich nicht", oder "es ist draußen kalt" sei ein wesentlicher Schritt. "Wenn Kinder sich nicht ausdrücken, werden sie introvertiert oder aggressiv", ergänzt der Regisseur. Demnächst erscheint "Ich muss Dir was sagen" bei Mischief-Films http://www.mischief-films.com auch als DVD. Zudem ist eine Ausstrahlung im ORF-TV geplant. Der Sendetermin steht noch nicht fest.

(Ende)
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